bears and more • Klaus Pommerenke
 
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24. November 2013
Hoffnung für das Khutzeymateen-Gebiet: Mögliche Alternativrouten
für geplante Gaspipelines, doch die Regierung von BC arbeitet daran,
Schutzgebietsgrenzen für Pipelineprojekte zu verschieben
 
Aufgrund des starken Protests in den Medien und von Umweltschutzorganisationen wie der Valhalla Wilderness Society (VWS) mit dem Bärbiologen Wayne McCrory scheint TransCanada für den Bau der Gaspipeline von Hudson’s Hope zur geplanten Pacific NorthWest LNG-Fabrik auf Lelu Island bei Port Edward/Prince Rupert Alternativrouten zu überlegen. Diese sollen das Khutzeymateen-Gebiet nicht durchschneiden. Ursprünglich war geplant, die Gaspipeline des Prince Rupert Gas Transmission Project (ein Tochterunternehmen der TransCanada Pipelines Ltd.) quer durch das Kwinimass Conservancy (Ksi X’anmas Conservancy) und das Khutzeymateen Inlet West Conservancy zu bauen, dicht vorbei am Khutzeymateen Grizzly Bear Sanctuary, einem sogenannten Klasse-A-Park, d. h. einem Gebiet mit dem höchsten Schutzstatus in BC (vgl. Meldung vom 23. Oktober 2013 auf dieser Website).
TransCanada Pipelines Ltd. will im Auftrag der Petronas Energy Inc. aus Malaysia die größte Erdgaspipeline Kanadas bauen. Helikopterverkehr und Erkundungsarbeiten störten bereits seit Juni die Grizzlybären und andere Wildtiere im Khutzeymateen-Gebiet. Ein Subunternehmer von TransCanada musste von BC Parks wegen unerlaubten Erkundungsarbeiten mehrfach verwarnt werden. In einer bis zu 200 m breiten Schneise soll der Regenwald für die Pipeline abgeholzt werden, um Bau- und Wartungsstraßen zu bauen, die Pipeline zu verlegen und zwischen zwei und acht Kompressorstationen einzurichten. Die Pipeline soll einen Durchmesser von 1,2 m haben und zwischen 2 und 3,6 Milliarden cubic feet Erdgas zur LNG-Fabrik transportieren. In einem Brief der VWS heißt es: „The withdrawal of the proposed pipeline routes was apparently due to prompt action undertaken by VWS coastal campaigner, Wayne McCrory along with the protests of many others. Although we do not have 100 % confirmation from the companies themselves, our information comes from very reliable sources in government, and from our legal representative“ (LNG companies change pipeline routes to avoid bear sanctuaries, Damian Gillis, The Common Sense Canadian, 14. November 2013). Auch auf der auf der Firmenwebsite präsentierten aktualisierten Routen-Karte vom November 2013 soll die Pipeline ab Kincolith im Meer durch das Portland Inlet und den Work Channel verlaufen, um von Osten her Port Edward zu erreichen (vgl. Karte). Eine Alternative wäre es, die Pipeline nicht im Work Channel zu verlegen, sondern sie durch den Chatham Sound in einem weiten Bogen nach Port Edward zu führen. Im Project Activity Update Nr. 6 für November/Dezember 2013 heißt es: „As we continue to engage and assess options west of Cranberry Junction, we have now removed the alternative corridor through the conservancies, leaving four marine alternative corridors for further review“ (www.princerupertgas.com).
 
Der aktuelle Plan der Gaspipeline-Route
Stand: 12. November 2013
© TransCanada/Prince Rupert Gas
Transmission Project, Updated Study Corridor
 
Im Nothern View, der in Prince Rupert erscheint, erklärte John Dunne, Vizepräsident des NorthWest LNG-Projekts: „We recognize that the conservancy is a very special area with important grizzly habitat and important economic activity. It was always our hope to avoid the conservancy, but it wasn’t until recently we had enough data and scientific evidence to take it off the table“ (Pipeline no longer proposed to run through Khutzeymateen, Shaun Thomas, The Northern View, 19. November 2013).
Die zweite Gaspipeline, die das Khutzeymateen-Gebiet tangieren würde, ist das Projekt von Spectra Energy. Diese Pipeline hätte einen ähnlichen Durchmesser, würde jedoch bis zu 4,2 Milliarden cubic feet Erdgas pro Tag transportieren. „Spectra has told people that it will not be going through the protected areas“, heißt es bei der VWS. „However, the company’s PR person has stated that the Khutzeymateen routing is not yet fully off the table.“
 
Grizzlybär im Khutzeymateen-Gebiet © Klaus Pommerenke
 
Die Provinzregierung von BC arbeitet indessen längst daran, das mühsam über viele Jahre entstandene Schutzsystem von Nationalparks, Conservancies und Provincial Parks so zurechtzustutzen, dass es Projekte der Öl- und Gasindustrie nicht behindert. Damit neue Industrieprojekte realisiert werden können, sollen die Grenzen bestehender Schutzgebiete jetzt einfacher verändert werden können. Ist ein Schutzgebiet einem Industrieprojekt im Wege, z. B. dem Bau einer Öl- oder Erdgaspipeline, so soll beim Vorliegen „zwingender Argumente“ für das Projekt das beanspruchte Gebiet aus dem Schutzgebiet herausgenommen werden. Ein Dokument von BC Parks vom Juni 2013 mit dem Titel „Linear Energy Projects and Protected Areas“, welches jetzt bekannt wurde, macht Vorschläge, wie sogar die Grenzen von Klasse-A-Parks zugunsten neuer Industrieprojekte zurechtgeschoben werden können. In dem Dokument heißt es: „If a project impacts a Class A park, the proponent should seek an alternative route … If no economically, environmentally or technically feasible alternative exists, government must decide, upon receipt of a boundary adjustment application, whether to amend the boundary of the park to remove the land in question in order for the project to proceed. Most often, this requires an Act of the Legislature.“ Das Dokument weist auch darauf hin, dass manche Schutzgebiete, die nach dem Environment and Land Use Act ausgewiesen worden sind, es ausdrücklich erlauben, dass in ihnen Straßen, Pipelines oder Hochspannungstrassen gebaut werden dürfen. Angesichts des aktuellen Erdgas-Booms in BC, der an die einstige Goldgräberstimmung erinnert, sind die Chancen für eine unversehrte Erhaltung dieser „Schutz“-Gebiete verschwindend gering. Im Dokument steht, dass sich die Provinzregierung verpflichtet hat, keine neuen Industrienutzungen in den Conservancies im nördlichen und mittleren Küstenabschnitt von BC zu vergeben, bis ein Managementplan erstellt ist. Nach Erstellung solch eines Planes sollen jedoch in Conservancies, Klasse-B- und Klasse-C-Parks Industriekorridore erlaubt werden können. Die Erhaltung von Schutzgebieten soll nur doch dann gewährleistet sein, wenn es der industriellen Entwicklung nicht im Wege steht. Einer ungebremsten Industrialisierung und Ausbeutung von Öl- und Gasreserven wird klar Vorrang gegeben gegenüber dem Umweltschutz und der Erhaltung von Ökosystemen mit globaler Bedeutung.
Schon 2004 hat BC diesen bedenklichen Weg eingeschlagen. In den Provincial Park Boundary Adjustment Policy, Process and Guidelines wurde bereits festgeschrieben, dass Grenzveränderungen von Parks zugunsten von Industrieprojekten möglich sind „on a case-by-case basis where there are compelling provincial, economic, environmental and societal benefits that exceed preserving the integrity of the existing park boundary and values“. Das aktuell bekannnt gewordene Dokument kritisiert Wayne McCrory von der VWS: „It is part of the Liberal’s policies to even so out our B.C. Parks system and the public trust … in order to facilitate their LNG economic development plans for the B.C. coast. This document is intended to facilitate and guide gas pipeline companies to obtain park use permits for research for their proposed corridors through B.C, protected areas as well as aid the companies in the process of applying to have boundary changes … to allow their construction to proceed.“
 
Grizzlybären im Khutzeymateen-Gebiet mit erbeutetem Lachs © Klaus Pommerenke
 
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