bears and more • Klaus Pommerenke
 
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19. August 2014
Mount Polley-Mine in BC verursacht Umweltkatastrophe: Dammbruch des Abwasserstausees entlässt Giftbrühe in Gewässer am Oberlauf des Fraser River
 
Am 4. August brach auf einer Länge von 300 m der Damm eines Abwasserstausees für toxische Bergbaurückstände der Mount Polley-Mine, die Imperial Metals gehört. Die Gold- und Kupfermine liegt etwa 30 km nördlich von Likely im Cariboo Regional District von BC. Der Abwassersee hatte eine Größe von 4 × 4 km. Die ausgelaufene Giftbrühe ließ den Hazeltine Creek von einer Breite von 2 m auf 50 m anschwellen. Bäume wurden weggerissen, Wald von einer dicken braunen Schlickschicht überzogen, die jede Vegetation unter sich begrub, Treibholzberge wurden aufgetürmt und der Wasserspiegel des Polley Lake stieg durch das Abwasser und den Schlickeintrag um 1,5 m. 10 Millionen m³ Wasser und 4,5 Millionen m³ giftige Sedimente ergossen sich in den Hazeltine Creek, den Polley Lake und den Quesnel Lake und gefährden jetzt auch den Fraser River. Vor allem die jungen Rotlachse im Quesnel Lake sind gefährdet. „Juvenile Sockeye salmon produced by adult fish that spawned in 2013 are currently rearing in Quesnel Lake, and the spill could impact their survival and food supply“, stellte die Pacific Salmon Commission fest.
 
© Screen grab, Cariboo Regional District, YouTube
 
Die Bevölkerung wurde angewiesen, kein Trinkwasser aus den Leitungen zu zapfen, nicht mehr in den verseuchten Gewässern zu baden und zu schwimmen und auch Haustiere von den betroffenen Gewässern fernzuhalten. In der bislang nur oberflächlich untersuchten Giftbrühe und den schlammigen Rückständen befanden sich offensichtlich Tonnen von Arsen, Quecksilber, Blei, Molybdän, Phosphorverbindungen, Selen, Kohlenwasserstoffe und verschiedene Schwermetalle. „Environment Canada lists on-site tailings disposal totals for the Mount Polley mine as including 969.993 kilograms of arsenic, 625.322 kilograms of lead, 19.940 kilograms of cadmium and 5197 kilograms of mercury“, enthüllte Stephen Hume am 17. August in der Vancouver Sun (Stephen Hume: Mount Polley enquiry must be independent). Brian Kynoch, Präsident von Imperial Metals, erdreistete sich erst kürzlich zu erklären, das Wasser im Abwasserstausee – dem sogenannten tailings pond – der Mount Polley Mine habe „nahezu Trinkwasserqualität“. Zwischenzeitlich wurde das Verbot der Trinkwassernutzung zwar großteils wieder aufgehoben, doch die örtliche Bevölkerung, vor allem die First Nations, misstrauen den Unbedenklichkeitserklärungen der Regierungsstellen zutiefst.
 
© Screen grab, Cariboo Regional District, YouTube
 
Die Fischerei der First Nations wurde eingestellt, nachdem Lachse gefangen wurden, bei denen sich die Haut ablöste. „Reports of skin falling off salmon after Mount Polley Mine spill“, hieß es in der Huffington Post vom 8. August 2014. Das BC Umweltministerium gab inzwischen bekannt, dass es keine Gefahr für das Trinkwasser in der Region gäbe und auch Fische nicht verseucht seien (Mount Polley water and fish sample testing yield encouraging results, 12. August 2014). Sedimentproben, die das Umweltministerium am 10. August entnommen hatte, hätten „kein gesundheitliches Risiko für Menschen“ ergeben. Es wird jedoch eingeräumt: „The results … may pose adverse effects on aquatic life“ (Ministry of the Environment, Mount Polley sediment sample results, 16. August 2014).
Schon 2010 hatten Ingenieure Imperial Metals und auch die Provinzregierung gewarnt, dass die Wände des Abwasserstausees für die erweiterte Gesamtgröße des Giftbeckens nicht stark genug sein könnten und hatten eine Nachbesserung gefordert – vergeblich.
Bereits jetzt werden die Kosten für die Giftbeseitigung und für Säuberungsaktionen auf 200 bis 500 Millionen CAD geschätzt, Imperial Metals hat jedoch nur eine „interruption of business“-Versicherung über 15 Millionen CAD. Der Wert der Imperial Metals-Aktien stürzte um 42 % ab, der Konzern droht über das Umweltdesaster möglicherweise sogar bankrott zu gehen. Es steht zu befürchten, dass wie so oft die Allgemeinheit die Kosten für die Schadensbeseitigung und die extrem kostenintensive Giftstoffbergung – wenn sie überhaupt möglich sein wird – zu übernehmen hat. Imperial Metals hat auch zwei Wochen nach dem Dammbruch weder Pläne vorgelegt zur Schadensbeseitigung noch mit den Aufräumarbeiten begonnen. Umweltministerin Mary Polak erklärte: „We have a polluter-pay model in British Coumbia and we expect the company will be the one paying for the cleanup and recovery.“ Die Möglichkeit eines Bankrotts von Imperial Metals oder der Teilfirma Mount Polley Minig Corp. verschweigt sie der Öffentlichkeit bewusst.
 
© Screen grab, Cariboo Regional District, YouTube
 
Bemerkenswert ist, dass Imperial Metals seit 2005 149.890 CAD an die regierende Liberale Partei von Premierministerin Christy Clark gespendet hat (The money trail behind Imperial Metals’ Mount Polley disaster. Dermod Travis, Vancouver Observer, 11. August 2014). Die Regierung kam im Gegenzug der Bergbauindustrie extrem weit entgegen, höhlte die Umweltschutzgesetze soweit aus wie es nur ging, um den Interessen der Bergbaukonzerne zu entsprechen (Bill C-38, Omnibus Budget Bill C-45, Changes to the Navigable Water Protection Act). Die Regierung führte nur wenig Kontrollen der Sicherheitsbestimmungen und Umweltschutzauflagen durch, weil das hierzu zuständige Personal wegrationalisiert wurde und vertraute blind den Sicherheitsbeteuerungen der Minenbetreiber, die nun ungestört ihre maximalen Profitinteressen auf Kosten der Sicherheit verfolgen konnten. Den Bruch des Dammes und die Giftflut versuchte der BC Bergbauminister Bill Bennett (Minister of Energy and Mines) erwartungsgemäß herunterzuspielen. Mit größtmöglicher Ignoranz, zu der ein Politiker fähig ist, verglich er das Ereignis mit dem eines „natürlichen Erdrutsches“ (equated with a simple natural landslide). Die gesamte kanadische Presse sprach hingegen von einem der größten Umweltdesaster in der jüngeren kanadischen Geschichte.
Erst im Juli 2011 hatte es im BC Auditor General Report zur Sicherheit von Abwasserseen von Minen geheißen: „Adequate monitoring is not occuring and follow-up evaluations are not being conducted.“ Das BC Umweltministerium hatte Imperial Metals bereits 5 Mal in der Vergangenheit verwarnt, da der Wasserstand im jetzt geborstenen Tailings Pond auf eine gefährliche Höhe angestiegen war, unternommen wurde jedoch nichts. Die letzte eindringliche Warnung wurde laut Ministeriumsangaben im Mai 2014 ausgesprochen, die erste Warnung erging bereits 2009. Seitdem weigerte sich Imperial Metals, geeignete Schutzmaßnahmen zu ergreifen, bis zur jetzigen Katastrophe. Auf der Firmenwebsite von Imperial Metals heißt es unter „Our Commitments/Environment“: „Imperial participates and utilizes development and advanced tools and technologies to mitigate our impact on the environment. Imperial is pioneering environmental management by producing a comprehensive Environmental Management System (EMS).“ Tatsächlich herrschen Profitgier und Missmanagement, welche jetzt zu dieser Umweltkatastrophe geführt haben. Imperial Metals ist für die Bergbauindustrie in BC jetzt das, was BP für die Ölpest im Golf von Mexiko ist oder Exxon Mobil für die Ölkatastrophe im Golf von Alaska: Ein Synonym für Verantwortungslosigkeit im Umgang mit der Umwelt und für maximales Gewinnstreben, bei dem Sicherheitsstandards rücksichtslos missachtet werden.
 
© Screen grab, Cariboo Regional District, YouTube
 
Als Reaktion auf das Bersten des Tailings Pond der Mount Polley-Mine forderte die Neskonlith First Nation Imperial Metals auf, die Arbeiten an der geplanten Ruddock Creek Zink- und Bleimine (150 km nordöstlich von Kamloops) zu beenden und ihr Territorium schleunigst zu verlassen. „We do not want the mine developing or operating in that sacred headwaters … Our elders have stated very clearly that they do not want anything poisoning our water or our salmon“, sagte Judy Wilson von der Neskonlith First Nation. Auch die Talhtan First Nation mit den Klabona Keepers will jetzt notfalls wochenlang mit Blockaden die im Herbst vorgesehene Wiedereröffnung der Red Chris Mine, einer Gold- und Kupfermine auf ihrem Territorium durch Imperial Metals verhindern. Verhandlungen zwischen der Talhtan First Nation und Imperial Metals wurden auf Eis gelegt, bis die Umstände des Dammbruchs an der Mount Polley-Mine geklärt sind. Seit 8. August blockieren die Klabona Keepers die einzigen zwei Zufahrtsstraßen zur Red Chris Mine und wollen erreichen, dass eine unabhängige Untersuchungskommission die Sicherheit der Dämme der Tailings Ponds der Red Chris Mine garantieren.
 
© Screen grab, Cariboo Regional District, YouTube
 
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