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15. September 2009 |
First Nations erteilen der geplanten Pipeline nach
Kitimat und dem drohenden Öltankerverkehr eine
klare Absage und kündigen massiven Widerstand an |
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Bei einer öffentlichen Versammlung in Skidegate auf Haida Gwaii (Queen Charlotte Islands) am 28. August hörten der Präsident von Enbridge Inc., Pat Daniel und der Präsident des Northern Gateway Pipeline Projektes, John Carruthers ein klares Nein der Haida-Nation zum geplanten Pipelinebau nach Kitimat und zum geplanten Öltankerverkehr entlang der Küste. Der Präsident der Haida-Nation nannte ihre Pläne absurd, haarsträubend und unglaublich. Niemals werde die Haida-Nation die Realisierung dieses Projektes zulassen. Die beiden Präsidenten bezeichnete er zwar als „nette Leute“, aber auch als „Monster“, deren Ziel es sei, die Pipeline zu bauen und Geld zu verdienen ohne jede Rücksicht auf die Zukunft der Haida-Nation. Den extrem umweltschädigenden Abbau der Teersande in Alberta bezeichnete er als „one of the biggest unnatural disasters going on in the world right now“. Er nannte es geradezu verrückt, Öl von Alberta nach Südostasien zu transportieren, während Kanada gleichzeitig Öl importieren muss. Das Nein der Haida-Nation sei endgültig: „I’m not going to say we’ll be affected, because there is no damn way this is going to happen.“ |
Diane Brown wies auf die große Gefahr für die traditionellen Nahrungsquellen der Haida hin, falls es zu einem Ölunfall kommen sollte: „To lose our foodsource is not an option, you can’t pay us anything to get that back. As a grandmother and a woman of the nation, I can promise you that I will do everything in my power not to see this go through.“ Carruthers versuchte wenig erfolgreich und noch weniger glaubwürdig, Bedenken zu zerstreuen: “Wir werden sicherstellen, dass dies ein so sicheres Projekt wird wie nur irgend möglich … Wir werden sicherstellen, dass das Projekt sicher ist und die Menschen davon profitieren“. Reynold Russ (Chief Iljuwaas) verwies darauf, dass auch den Menschen im Prince William Sound vor dem Exxon Valdez-Tankerunglück versprochen worden sei, dass es nie eine Ölpest geben werde. „It was supposed to be accident-free and yet how many tons of crude oil was dumped? … Haida Gwaii is our land, we own it, lock stock and barrel … we don’t want money.“ |
Auch der gemeinsame Rat von 8 First Nations, der Carier-Sekani Tribal Council (CSTC) sprach sich eindeutig gegen das Enbridge-Projekt aus, nachdem er sorgfältig die vagen Versprechungen von Arbeitsplätzen gegen die hohen Risiken der Ölverschmutzung von über 100 lachsführenden Flüssen in ihrem Gebiet abgewogen hatte. Alphonse Gagnon, Häuptling der Wet’suwet’en First Nation bekräftigte den absoluten Willen zum Widerstand: „Wir werden alles unternehmen, was notwendig ist, um unser Land und unsere Gewässer gegen diese Bedrohung von Enbridge zu verteidigen.“ Hunderte Einwohner im Norden von BC unterzeichneten eine Deklaration gegen den Transport von Öl aus den Teersanden durch ihr Gebiet und durch die nördlichen Küstengewässer. Der Stadtrat von Smithers forderte eine Befragung der Öffentlichkeit, ehe die Pipeline genehmigt wird und andere Orte erwägen Ähnliches zu tun. In einer jüngsten Online-Umfrage (Terrace Standard) äußerten 63 % der Befragten eine völlige Ablehnung des geplanten Öltankerverkehrs entlang der Westküste von BC und wollen einen Stop aller weiteren Diskussionen über die potenziellen Pipelines. |
Die Haisla First Nation, deren Territorium Teile des Douglas Channel umfasst, durch den die Öltanker navigieren müssten, hatten schon 2006 nach ausführlichen Beratungen des Stammesrates das Projekt abgelehnt. Es würde nicht nur ihre Fischgründe und marinen Ressourcen im Douglas Channel gefährden, auch 14 riesige Lagertanks für das herangepumpte Öl, die in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Wohngebieten der Haisla entstehen sollen, würden deren Sicherheit bedrohen. Dolores Pollard, Kitamaat Village-Stadträtin der Haisla, bekräftigte jetzt nochmals in einem Brief an Enbridge die Ablehnung der Haisla First Nation: „Let us be clear: we will not allow any project, including Enbridge’s Northern Gateway Project, to proceed if it will illegally infringe our constitutionally protected rights. We will take every necessary step including resort to the Courts to continue the protection of our people and our rights … We have fought for untold generations to protect our lands, waters and resources. We have a sacred bond with the land that demands that we be unrelenting in this protection.“ Sie wirft darüber hinaus dem kanadischen Staat vor, dass in einer geplanten gemeinsamen Prüfungsgruppe, die das Projekt auf seine Umweltverträglichkeit hin untersuchen soll (nach den Vorgaben des Canadian Environmeltal Assessment Act und des National Energy Board Act), die höchstrichterlich bestätigten Rechte der First Nations über ihre Gebiete gar nicht berücksichtigt werden. Selbst bei einem „Durchwinken“ des Projektes bei der Umweltverträglichkeitsprüfung würde das Projekt noch lange nicht als genehmigt gelten können, da die angestammten Rechtsansprüche (aboriginal title and rights) über ihr Territorium hiermit noch lange nicht an die öffentliche Hand abgetreten worden wären. |
Auch das von Enbridge voller Zuversicht ausgelobte hehre Ziel von „null Ölpest-Vorkommnissen, null Pipeline-Lecks“ (zero spills/leaks) für das Projekt, unterzog sie einer kritischen Realitätsprüfung. Die Zahlen aus der Unfallstatistik von Enbridge sprechen eine eigene Sprache und beleuchten die Glaubwürdigkeit solcher Konzernversprechen: „In 2005, the company had 70 spills totalling 9.852 barrels [1,563 Mio Liter]; in 2006, the company had 67 spills totalling 5.663 barrels [900.000 Liter]; in 2007, the company had 65 spills totalling 13.777 barrels [2,192 Mio Liter].“ Unweigerlich werden Erinnerungen wach an die Industrieversprechen („… nicht ein einziger Tropfen …“) vor der Exxon Valdez-Ölpest. Damals ergossen sich 41,6 Millionen Liter Rohöl in den Prince William Sound, verseuchten 2.000 km Küste und traten den bitteren Beweis an, wie glaubwürdig solche Versprechen der Ölkonzerne sind. |
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