bears and more • Klaus Pommerenke
 
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3. Oktober 2009
Frachtschiff rammt Felsen auf der geplanten Öltankerroute nach Kitimat. Zweiter Schiffsunfall innerhalb von 3 ½ Jahren zeigt die Gefahren eines Öltankerverkehrs dort
 
In der Nacht vom 25. auf den 26. September rammte der 41.000 Tonnen Frachter Petersfield nach einer Ruderpanne in voller Fahrt mit seinem Bug gegen die Felsen südlich von Grant Point, nahe der Westspitze von Maitland Island im Douglas Channel. Der Bug wurde schwer beschädigt, es kam zu einem Wassereinbruch, doch glücklicherweise verlor der Frachter weder Öl noch Diesel. Erst zwei Stunden zuvor war das Schiff, welches auf den Bahamas registriert ist und mit Holzprodukten beladen war, im Hafen von Kitimat gestartet, um den Douglas Channel hinabzunavigieren. Er befand sich just auf der Route, die auch die riesigen Supertanker befahren müssten, wenn die Ölpipeline wie geplant von den Teersand-Abbaugebieten in Alberta zum Hafen Kitimat im Herzen des Great Bear Rainforest gebaut werden würde. Die Petersfield schaffte es aus eigener Kraft wieder in den Hafen von Kitimat zurück, wobei die Schiffspumpen auf Hochtouren liefen, um mit dem Wassereinbruch fertig zu werden. Die kanadische Küstenwache wurde erst über den Unfall verständigt, nachdem das Schiff in den Hafen von Kitimat zurückgekehrt war. Ans Licht der Öffentlichkeit kam der Unfall erst am 1. Oktober, nachdem die Gitga’at First Nation von Hartley Bay, in deren Territorium sich der Unfall ereignete, eine Pressemeldung veröffentlichte, und bei offiziellen Stellen anfragte, was die nach außen sichtbaren schweren Schäden an diesem Schiff verursacht hatte. Sollte etwa der neuerliche Schiffsunfall im Douglas Channel vertuscht werden, um die Öffentlichkeit nicht noch mehr gegen das Pipeline Projekt von Enbridge und den geplanten Öltankerverkehr nach Kitimat aufzubringen? Nicht nur bei den Gitga’at von Hartley Bay wurden Erinnerungen wach an die Fähre Queen of the North, die – ebenfalls auf der geplanten Tankerroute – im März 2006 die Felsen von Gil Island rammte, sank und bis heute Öl und Diesel verliert. Dieses kontaminiert Muscheln, Krabben und Seegras im Wright Sound und verschmutzt die Strände von Gil Island und Gribbell Island.
Der Unfall der Petersfield ist eine nochmalige dringende Warnung an all diejenigen, die sich für einen Öltankerverkehr entlang der Küste aussprechen. „Es ist ein wirklicher Wachruf an diejenigen, die darauf beharren, dass Öltanker entlang unserer Küste sicher sind. Wenn wir Supertanker erlauben … ist es nicht eine Frage, ob etwas passieren wird, sondern wann“, erklärte der Abgeordnete Gary Coons. „Die Gitga’at leben vom Meer und wir wussten schon immer, dass Öl- und Gastanker in diesen Gewässern eine schreckliche und furchterregende Vorstellung sind. Hoffentlich wird der Vorfall der Petersfield mithelfen, damit auch Kanada und die Welt dies verstehen werden“, sagte Cameron Hill, Sprecher und Stammesrat der Gitga’at. „Dieses Schiff wurde wahrscheinlich von Pazifik-Lotsen geführt, die die besten Navigatoren und Seefahrer der ganzen Welt sind. Aber selbst mit ihnen an Bord und anderen ausgeklügelten Sicherheitsvorkehrungen passieren solche Schiffsunfälle. Mechanische Pannen oder menschliches Versagen, die Folgen für unsere Kultur und unser Territorium sind die gleichen.“ Schon ohne den geplanten Tankerverkehr (beabsichtigt sind zwischen 225 und 320 Tanker, die jedes Jahr den Hafen von Kitimat anlaufen sollen, um dort das Öl ans der Pipeline an Bord zu nehmen und es in die USA oder nach China zu bringen) ereignen sich alle drei Jahre Schiffsunglücke entlang der Küste des Great Bear Rainforest. „Das ist genau der Grund, weshalb die Einwohner von Hartley Bay keinen Tankerverkehr durch ihr Gebiet wollen. Dies ist die allerdeutlichste Vorwarnung, die wir bekommen … Wenn dieser Frachter die Felsen nur etwas härter gerammt hätte, hätte er seinen Treibstoff verloren und es wäre eine Katastrophe für unser Gebiet gewesen“, stellte Hill fest.
Sogar der relativ kleine Frachter Petersfield mit seinen 41.000 Tonnen fasst Tausende Barrel Treibstoff (ein Barrel sind 159 l) und selbst die Exxon Valdez, die im März 1989 unweit von Valdez auf das Blight Riff lief, 41,6 Millionen Liter Rohöl verlor und 2.000 km Küste verseuchte, war nur ein 211.000 Tonnen Tanker. Den Hafen von Kitimat sollen hingegen Supertanker mit 320.000 Tonnen anlaufen, sogenannte VLCC’s (Very Large Crude Carriers). „Wenn – aus welchen Gründen auch immer – weder eine Fähre noch ein kleiner Frachter sicher durch unsere gefährlichen Wasserwege navigieren können, was für Zusicherungen können dann abgegeben werden, dass ein Supertanker (VLCC) niemals eine im Wasser verborgene Untiefe oder ein wenig bekanntes Inselchen rammen wird“, wird in einer Erklärung der Gitga’at First Nation gefragt. Steve Greenaway, Vizepräsident von Enbridge für Öffentlichkeits- und Regierungsangelegenheiten und zuständig für das Enbridge Northern Gateway Pipelines-Projekt und den geplanten Tankerverkehr, bemüßigte sich umgehend festzustellen, dass die Supertanker auf ihrer Route durch den Douglas Channel immer durch Seile mit einer Eskorte von Begleitschleppern verbunden seien, welche die Tanker auch dann noch sicher steuern könnten, wenn sich z. B. eine Ruderpanne ereignen sollte. Computersimulationen hätten ergeben, dass die Schlepper den Tanker in einer ähnlichen Situation sicher manövrieren könnten. „Das Modell mit der Verbindung der Tanker mit den Schleppern wird nicht billig werden, aber es ist von absolut entscheidender Bedeutung und ohne dies würden wir es nicht in Betracht ziehen, Tanker den Douglas Channel hinaufzuschicken“, erklärte er. Außerdem würden nur doppelwandige Tanker eingesetzt und sie würden von unabhängigen Experten auf ihre Sicherheit überprüft werden. Darüber hinaus sollen 100 Millionen CAD investiert werden, um bei einem Unglücksfall das Potenzial für Sofortmaßnahmen zur Verfügung zu haben. Steve Greenaway berichtete voller Selbstsicherheit, dass die Enbridge-Experten für Tankertechnologie überall auf der Welt umhergereist und überzeugt seien, ein fehlerfreies System (a fail-safe system) für den Öltankerverkehr von und nach Kitimat betreiben zu können. Über diese Zusicherungen kann Will Horter von der Dogwood Initiative, die zusammen mit vielen anderen Umweltschutzorganisationen gegen die Enbridge-Pläne kämpft, nur bitter lachen: „Das einzige fehlerfreie Öltanker-System, welches existiert, ist das in der Fantasievorstellung von Enbridge … Das [der Unfall der Petersfield] war nur ein Warnschuss. Dies hier sind die viertgefährlichsten Gewässer der Welt und wenn etwas wie dies geschieht, die Ruder ausfallen oder es während schlechten Wetters zu menschlichen Fehlentscheidungen kommt, dann sehen wir die Zerstörung einer ganzen Region.“
Wie vor der Exxon Valdez-Ölpest hört man auch jetzt wieder die Versprechungen der Ölkonzerne, dass neueste Technologie und alle nur erdenklichen Sicherheitsvorkehrungen sicherstellen werden, dass „nicht ein einziger Tropfen Öl“ die Umwelt verschmutzen werde. Die Menschen in Valdez und im Prince William Sound, die hilflos der Exxon Valdez-Katastrophe ausgeliefert waren, wissen, was von solch vollmundigen Versprechungen zu halten ist.
Eine starke internationale Unterstützung der First Nations in ihrem Kampf gegen die geplante Ölpipeline nach Kitimat und den geplanten Öltankerverkehr ist notwendiger denn je, um das Northern Gateway Pipelines-Projekt des Enbridge- Konzerns noch stoppen zu können.
 
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