bears and more • Klaus Pommerenke
 
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28. Oktober 2009
Wieder entkommen atlantische Zuchtlachse aus einer Lachsfarm im Broughton Archipelago und bedrohen die Wildlachspopulationen
 
Am 21. Oktober entkamen schätzungsweise 40.000 atlantische Zuchtlachse aus der Port Elizabeth-Lachsfarm von Marine Harvest Canada bei Gilford Islang im Broughton Archipelago. Die Zuchtlachse wogen bereits durchschnittlich 4,7 kg und hatten schon fast ihr Verkaufsgewicht erreicht. „This demonstrates once again the urgent need to transition all open-net cage farms to closed containment systems“, unterstrich Will Soltau von der Living Oceans Society. „This will be a major financial loss to the company and another blow to the health of our marine ecosystems and wild salmon populations. Closed containment could have prevented both.“ Lana Popham von der Opposition stellt die Provinzregierung und die regierende liberale Partei von Premierminister Campbell an den Pranger: „The Legislature’s all-party finance committee has recommended the implementation of closed containment as a benefit to the economy and to the environment, but the B.C. Liberals continue to sit on their hands. This latest escape is a shameful, yet shining example of why closed containment is needed in B.C.’s waters“, sagte sie. „Forty thousand mature, alien fish have escaped into the wild, meaning they’re competing with native wild stocks for food, looking to spawn and increasing the potential of passing on disease and other pathogens.“ Entkommene atlantische Zuchtlachse wurden bereits in über 80 Flusssystemen in BC nachgewiesen, an drei Stellen in BC laichten sie bereits, werden fortan in diese Flüsse zurückkehren und die Wildlachsvorkommen zunehmend verdrängen.
Drei norwegische Fischfarmkonzerne besitzen über 90 % der Lachsfarmen in BC. Marine Harvest Canada ist der größte Betreiber von Lachsfarmen dort. Grieg Seafood, ein anderer Betreiber, verlor dieses Jahr schon 132.600 Fische aus offenen Netzkäfigen seiner Fischfarmen in Norwegen. Dort kam es dieses Jahr zu einer 380 %igen Zunahme der Zahl der entkommenen Fische (Lachse und Forellen) aus den Aquakulturen. Insgesamt gab es dort 22 Vorfälle. Alleine im April entkamen in Norwegen 81.000 Zuchtlachse aus einer Lachsfarm, 58.800 waren es bei einem Vorfall Mitte September auf einer Lachsfarm in Schottland. Jon Gibb von den schottischen Lachsfischern stellte ernüchtert fest: „After 20 years of serial escapes, the industry has proven that it is incapable of containing its fish.“
Nach wie vor werden von der Provinzregierung von BC solche Vorfälle und auch die Empfehlungen eigener Expertenkommissionen sowie unabhängiger Wissenschaftler nicht ernst genommen. Es ist sogar zu befürchten, dass trotz des aktuellen Vorfalls in einem Schnellverfahren noch 7 weitere Lizenzen zum Betrieb von Fischfarmen vom noch zuständigen Landwirtschaftsministerium (Ministry of Agriculture and Lands) vergeben werden, ehe die Zuständigkeit für die Fischfarmen im Februar 2010 auf die Kanadische Bundesregierung übergehen wird. Die Biologin Alexandra Morton hatte im Februar 2009 in einem Rechtsstreit beim Obersten Gerichtshof von BC eine Klarstellung erreicht, dass die Fische in den Zuchtlachsfarmen entlang der Küste von BC keine landwirtschaftlichen Produkte seien und nicht unter die Zuständigkeit des Landwirtschaftsministeriums von BC fallen, sondern eben Fische sind und somit klar in die Zuständigkeit des Kanadischen Fischereiministeriums (Department of Fisheries and Oceans) gehören. Dieses habe auch die Aufsicht über die Fischfarmen auszuüben und sei für Lizenzvergaben zuständig. Die bisherigen Regelungen der Provinzregierung von BC für die Fischfarmindustrie seien rechts- und verfassungswidrig und somit rechtsunwirksam. Ob das Agrarministerium in der Übergangszeit bis Februar 2010 überhaupt noch das Recht hat, neue Lizenzen zu vergeben, ist zumindest äußerst zweifelhaft.
Zur befürchteten Schnellvergabe neuer Fischfarmlizenzen durch das BC-Agrarministerium stellte Rob Fleming von der Opposition fest: „We’ve just passed a summer in which the Fraser River sockeye returns were dramatically lower than expected. A significant stock is in crisis, but the B.C., Liberals are still blithely carrying on as if there is no problem.“ Trotz des Bestandszusammenbruches der Rotlachspopulation im Fraser River und des neuerlichen Entkommens von Zuchtlachsen aus Lachsfarmen mit all seinen negativen Auswirkungen auf die Wildlachsvorkommen zeigte sich BC Agrarminister Steve Thomson ebenso unbelehrbar wie unbeeindruckt: „The opposition asked Agriculture Minister Steve Thomson to commit to not fast-track those seven new licences. Thomson indicated that despite the stocks in crisis and regardless of the escape from the Marine Harvest site it was business as usual for the Ministry“, schrieb die Coastal Alliance for Aquaculture Reform (CAAR) hierzu in ihrer Presseerklärung vom 27. Oktober 2009.
 
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