bears and more • Klaus Pommerenke
 
Start
Über mich
Fotogalerie
Buch
Texte & News
Karten
Links
Datenschutzerklärung
Impressum
 
5. November 2009
Offizielle Zählung des Umweltministeriums belegt, was First Nations
und Umweltschützer längst berichten: es sind deutlich weniger
Grizzlybären entlang der Küste zu beobachten
 
Die vom Umweltministerium angekündigte stichprobenartige Zählung der Grizzlybären im Gebiet des Kimsquit River nördlich von Bella Coola wurde zwischenzeitlich durchgeführt. Vom Helikopter aus wurde einige Tage lang Bären gezählt. Bei den Bärzählungen der zurückliegenden 11 Jahre in diesem Gebiet wurden durchschnittlich 38 Bären gesichtet, dieses Jahr waren es nur 20 – ein Rückgang um 47 %. Die durchschnittliche Zahl der gesichteten Bärinnen mit Jungen lag in den zurückliegenden Jahren bei 20, dieses Jahr waren es nur sieben – ein Rückgang der Beobachtungen um 65 %.
Tom Ethier, Direktor der BC Fish and Wildlife Branch des Umweltministeriums, bezeichnete vor allem letztere Zahlen als beunruhigend. Während Umweltschutzorganisationen längst Alarm schlugen, bemüht sich das Umweltministerium immer noch mitzuteilen, dass es zu früh sei, um von einem Rückgang der Bärenpopulation auszugehen. Doch selbst Tom Ethier stellte fest: „Cub production may have been off because of poor salmon returns last year or because we had a really late and harsh winter so bears didn’t come out of hibernation in same condition they normally would.“
Derek Kyostyia, ein Lachsbiologe, der Touren im Gebiet von Glendale Cove im mittleren Küstenabschnitt anbietet, berichtete, dass er und andere Führer letzten Herbst äußerst beunruhigende Beobachtungen gemacht hätten: hungrige Bärenmütter hätten ihre eigenen Jungen gefressen. Er schätzt, dass die Bärenpopulation aufgrund des weitgehenden Ausbleibens der Lachse letztes Jahr um 20 – 30 % zurückgegangen sei. Joe Foy vom Western Canada Wilderness Committee sieht eine klare Korrelation zwischen dem Ausbleiben der Lachse und der geringen Zahl von Bärsichtungen: „People up and down the coast are asking for two things: that there not be a bear hunt and that the commercial fishery lay off the chum salmon“, sagte er: „I’d say it’s time for action.“
Trotz aller alarmierenden Anzeichen für einen Rückgang der Grizzlybärenpopulation hatte Umweltminister Barry Penner die Trophäenjagdsaison bereits am 10. September wie vorgesehen freigegeben. Auch angesichts der vorgelegten aktuellen Beobachtungsdaten glaubt Tom Ethier vom Ministerium noch nicht an einen Populationseinbruch: „There is no evidence to support a Grizzly bear die-off – they may be elsewhere.“ Jacques Drisdelle, ebenfalls vom Ministerium, versucht diese Ansicht zu untermauern: „I have never seen so many Grizzlies at higher elevations than I did this year – something has happened, maybe there has been a displacement. It is a bit of a mystery right now.“ Die Befürchtungen eines Populationseinbruchs nannte er „schiere Spekulationen“. Ian McAllister von Pacific Wild entgegnete dem: „Reluctant to accept the theory promoted by some that the bears had merely switched to berries as a food source we conducted our surveys during the period well after the berries had expired and for a month longer than those conducted by provincial biologists.“ In vielen Flusstälern konnte Pacific Wild 50 – 75 % weniger Bären als sonst beobachten. Besonders alarmierend war für Ian McAllister, dass in zahlreichen Flusstälern überhaupt keine dieses Jahr geborene Jungbären beobachtet werden konnten. Nach dem Wegfall des Beerenangebotes in den höheren Lagen im späten Herbst hätten die Bären längst wieder in den Flusstälern zu beobachten sein müssen, wo sie sich am dieses Jahr insgesamt gut ausgefallenen Lachszug der kleinen Buckellachse (Pink salmon) und Silberlachse (Coho salmon) wenigstens etwas Winterspeck hätten anfressen können. Doch dies war nicht der Fall, es zeigten sich keine Bären mehr. „When bears have easy access to salmon and no other dietary option before hibernating for the winter, it becomes very clear that we have experienced a die-off of a certain percentage of the population“, sagte Ian McAllister. „The question now is how many bears were allowed to be killed for trophy while the Province sat on this data.“
Der Hoffnung, die Frühjahrsjagdsaison 2010 auf Grizzlybären auszusetzen, erteilte Tom Ethier vom Umweltministerium bereits jetzt eine klare Absage: „I still believe the hunt is sustainable … The actual harvest of Grizzly bears in this province is very well-controlled.“ Nach Ministeriumsangaben wurden 2008 317 Grizzlies von Trophäenjägern getötet, die Daten für 2009 liegen noch nicht vor.
Auf die weniger gewordenen und diesen Herbst hungrig gebliebenen Grizzlybären, die ihren Winterschlaf überleben werden, wartet im Frühjahr also eine neue Trophäenjagdsaison und – sofern sie den tödlichen Schüssen der Jäger entgehen werden – vermutlich ein weiterer Herbst voller Hunger: die Vorhersage für die Zahl der zum Laichen zurückkehrenden Lachse im kommenden Jahr ist extrem schlecht.
 
zurück   zurück