bears and more • Klaus Pommerenke
 
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3. Februar 2010
Oberstes Gericht von BC verbietet der Provinzregierung die
weitere Expansion von Fischfarmen – zunächst bis Dezember 2010
 
Am 26.01.2010 verbot das Oberste Gericht (B.C. Supreme Court) sowohl die Vergabe neuer Fischfarm-Lizenzen als auch jegliche Erweiterung bestehender Fischfarmen, zunächst einmal bis 18. Dezember 2010. Solange läuft eine Übergangsfrist, um die Zuständigkeit für Fischfarm-Angelegenheiten von der Provinzregierung von BC auf die kanadische Bundesregierung bzw. das kanadische Fischereiministerium (Department of Fisheries and Oceans, DFO) zu übertragen. Schon im Februar 2009 hatte die Biologin und Umweltschützerin Alexandra Morton eine Rechtsentscheidung erstritten, dass nicht wie seit 20 Jahren üblich die Provinzregierung von BC die Kontrolle über die Fischfarmen ausüben darf, sondern dass hierfür ausschließlich die kanadische Regierung zuständig ist. Marine Harvest Canada, einer der Lachsfarmkonzerne, plante die Erweiterung bestehender Lachsfarmen in den angestammten Gewässern einer First Nations Gruppe und das Gericht räumte nun dem Musgamagw-Tsawataineuk Tribal Council eine Einspruchsmöglichkeit dagegen ein. Auch für Muschel- bzw. Schalentier-Aquakulturen gilt dieses Erweiterungsverbot, allerdings werden 42 Anträge auf Genehmigung solcher Aquakulturen noch weiter bearbeitet, da sie vor dem 26.01. gestellt wurden. Die 7 laufenden Verfahren zur Genehmigung von Zuchtlachsfarmen wurden jedoch vorerst auf Eis gelegt.
„While I am truly sorry that jobs will be lost in ocean fish farming, bear in mind the industry is in deep trouble with mother nature herself in the fish farming strongholds of Chile and Norway. Trying to hold this nomadic fish in pens is never going to work because it causes epidemics, unnatural sea lice infestations, and drug resistance. Salmon farming is not sustainable and ultimately we are better served by our wild fish“, erklärte Alexandra Morton.
Ebenfalls am 26.01. gab die Target Corporation, eine der US Lebensmittelfirmen mit über 1700 Supermärkten in 49 US-Bundesstaaten bekannt, dass sie mit sofortiger Wirkung auf den Verkauf aller Zuchtlachsprodukte in ihren Märkten verzichten und nur noch Wildlachsprodukte anbieten werde.
Zwischenzeitlich ist der Druck der Öffentlichkeit und der Konsumenten auf die Lachsfarmen, die in offenen Netzkäfigen eine extrem umweltschädliche und die Wildlachsbestände ruinierende Zuchtlachs-Massenproduktion betreiben, so groß, dass selbst in BC trotz hoher Investitionskosten immer mehr Erfahrungen mit geschlossenen Systemen gemacht werden, die keine Parasiten-, Chemikalien- und Exkrementenabgabe in das offene Meer mehr verursachen (z. B. vom Middle Bay Sustainable Aquaculture Institute). Agrimarine Holdings Inc. betreibt bereits in China erfolgreich eine Fischfarm mit geschlossenen Systemen und auch eine Demonstrations-Anlage mit Königslachsen (Chinook, King Salmon, Oncorhynchus tshawytscha) bei Campbell River. Trotzdem bekamen die Betreiber dieser geschlossenen Systeme beim letzten Treffen der Lachsfarmindustrie in Campbell River noch nicht einmal eine Gesprächsmöglichkeit mit den anwesenden Vertretern der Provinzregierung zugestanden. „Is this Canadian industry being suppressed by our own provincial government because it makes the massive Norwegian net-pen irrelevant? I have realized I am not trying to protect wild salmon from aquaculture, I am trying to protect our coast from three Norwegian companies called Marine Harvest, Grieg and Cermaq (Mainstream)“, stellte Alexandra Morton fest. In Norwegen kam es seit 1970 zu einem Bestandsrückgang der Wildlachspopulationen um 50 %, auch aufgrund des Seelausproblems, welches von den Lachsfarmen ausgeht. „Today the louse is the main threat to sustainable fish farming in Norway, both because of its effects on the farmed fish and its impacts on wild salmon“, sagte Ole Fjetland von der norwegischen Food Safety Authority. Eine zunehmende Resistenz der Seeläuse gegen alle chemischen Mittel zu deren Bekämpfung bedroht jetzt die gesamten Wildlachspopulationen. Jedes Jahr steigen die Kosten für immer mehr und immer wieder neue Mittel zur Parasitenbekämpfung in den norwegischen Lachsfarmen. Selbst das Norwegian Institute for Natural Research forderte aufgrund der Seelaus-Problematik, dass die Anzahl der Lachsfarmen 2010 deutlich reduziert werden müsste, da sie bereits jetzt das sechs- bis siebenfache des Vertretbaren erreicht hätten.
Wie sich ab Dezember 2010 die Zuständigkeit des DFO auf die Zuchtlachsfarmen in BC auswirken wird, ist derzeit offen. Bisher glänzte die kanadische Fischereiministerin Gail Shea nur durch einseitige Unterstützung der norwegischen Lachsfarmkonzerne zu Lasten der Wildlachspopulationen entlang der Pazifikküste. Es ist zu befürchten, dass sich hieran auch nach Dezember 2010 nichts ändern wird und dass es der Ministerin an jeglicher Lernfähigkeit und wissenschaftlicher Einsicht fehlen wird, aus den Fehlern anderer Länder – z. B. Norwegen – zu lernen.
 
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