bears and more • Klaus Pommerenke
 
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6. März 2010
Am 1. April beginnt die Frühjahrsjagdsaison auf Schwarzbären.
Hierdurch ist auch die Zukunft der weißen Spirit-Bären gefährdet
 
Bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele in Vancouver wurden der Welt stolz die Symbole und Ikonen der einst unberührten Wildnis British Columbias gezeigt: Urwälder, die Laichzüge der Lachse, Orcas und natürlich ein riesiger, beleuchteter weißer Spirit-Bär. Trotz dieser Präsentationen unternimmt die Provinzregierung von BC wenig, um diese Schätze der Natur zu bewahren. Gerade die Spirit-Bären, die weißfelligen Schwarzbären, sind durch die am 1. April beginnende Frühjahrsjagdsaison auf Schwarzbären, die die genetische Information für das Auftreten der weißen Fellfarbe der Spirit-Bären in sich tragen, gefährdet. Die Jagd auf die weißen Spirit-Bären ist zwar seit Mitte der 60er Jahre verboten, doch dürfen nach wie vor ihre schwarzfelligen Vettern, die Kermode-Bären, eine Unterart der Schwarzbären, im größten Teil des Vorkommensgebietes der Spirit-Bären von Trophäenjägern getötet werden. Mit jedem Abschuss eines Schwarzbären in diesem Gebiet sinkt auch die Wahrscheinlichkeit, dass dieses doppelt rezessive Gen, welches für das Auftreten der weißen Fellfarbe verantwortlich ist, weitergegeben werden kann. Verboten ist die Schwarzbärenjagd seit Juli 2009 lediglich im 122.000 Hektar großen Kernlebensraum der Spirit-Bären auf Gribbell Island, im Kitasoo-Spirit Bear Conservancy (Princess Royal Island, westlicher Teil von Swindle Island, Nordspitze von Price Island) und im Flussmündungsgebiet des Whalen (Whalen Estuary) sowie in einer ein Kilometer breiten Zone um dieses Gebiet herum an der Nordspitze von Princess Royal Island. Dieses Gebiet wird vom Umweltministerium als „Kermode Bear Gene Protection“-Zone bezeichnet, doch es umfasst lediglich ca. 2 % des Vorkommensgebietes der Kermode-Bären. Dies geht aus einer Karte hervor, welche die Umweltschutzorganisationen Pacific Wild und Valhalla Wilderness Society Ende Februar vorlegten (vgl. Abb. 1).
 
Abb. 1 • Karte des Verbreitungsgebietes der Kermode-Bären, welche die Träger der genetischen Information für die weiße Fellfarbe sind (grüne Flächen) und das Gebiet, in der die Jagd auf sie verboten ist (rosa Flächen)
Quelle: Pacific Wild, Pressemeldung vom 23.02.2010
 
Auch dieses Gebiet wurde erst nach jahrelangen Protesten von First Nations, Wissenschaftlern und Umweltschützern gegen den Widerstand der Trophäenjagdveranstalter eingerichtet. Jahrelang arbeitete eine völlig uneinsichtige Provinzregierung durch die Erlaubnis der Schwarzbärenjagd in diesem Gebiet und durch die damit einhergehende Verringerung des Genpools an der systematischen Ausrottung der Spirit-Bären. Die Provinzregierung hielt daran sogar noch fest, nachdem sie 2006 den Spirit-Bären zum offiziellen Wappentier von BC erklärt hatte, d. h. sie betrieb die potenzielle Dezimierung und Ausrottung des eigenen Wappentieres. Noch ist die Kermode Bear Gene Protection-Zone viel zu klein, um das Überleben der Spirit-Bären zu sichern und diese Schutzmaßnahme vom Juli 2009 kam viel zu spät. Bislang lag die Populationsschätzung der weißen Bären bei ca. 350 – 400 Tieren, doch Doug Neasloss aus der Kitasoo-Xaisxais First Nations-Siedlung Klemtu, der seit 10 Jahren Beobachtungstouren zu den weißen Bären führt, glaubt, dass es entgegen der offiziellen Schätzungen zwischenzeitlich weit weniger sind: „I am out all the time on the salmon streams and along the beaches. I would say, at a stretch, there are no more than 200 … There are fewer spirit bears in the world than there are pandas [which number about 1.600]. And would anybody sanction a trophy hunt for pandas?“ Zur Schwarzbärenjagd befragt antwortete Doug: „I am shocked that this still happens. I am very sad. I can’t believe this hunt exists … Whenever a hunter shoots a black bear in the Great Bear Rainforest, he is potentially killing a future spirit bear.“ Doug berichtet auch von erschütternden Interessenkonflikten zwischen den mit viel Engagement aufgebauten Bärbeobachtungsprogrammen in Klemtu, welches den First Nations die so dringend benötigten Arbeitsmöglichkeiten und Einkünfte bietet und fremden Trophäenjägern in ihrem angestammten Territorium: „We were coming back from bear viewing and we passed this boat with guys dressed in camouflage gear“, erzählte er. „They went to the river where we’d just spent hours sitting in the forest watching this bear feed. And the next day we came back to find the bear has been shot.“
Kaum jemand versteht, wieso eine auf die Trophäenjagd auf Bären versessene Provinzregierung den Spirit-Bären als Symbol der Wildnis bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele beklatschte und kurze Zeit später die Jagdsaison auf Schwarzbären (und Grizzlybären) eröffnen kann, ohne an der eigenen Scheinheiligkeit zugrunde zu gehen. „How can British Columbia be celebrating the spirit bear in the opening Olympic ceremony and as an official mascot of the Olympics when trophy hunting is allowed in over 98 percent of the animal’s genetic range“, fragte sich Ian McAllister von Pacific Wild. Wayne McCrory, Biologe der Valhalla Wilderness Society, der sich seit über 20 Jahren mit den Spirit-Bären beschäftigt, pflichtete ihm bei: „The spirit bear is a beautiful representative of evolution and we should not be tinkering with nature by allowing black Kermodes to be shot only to be hung on people’s walls. This is an archaic and shallow blood sport.“ Doug Neasloss sieht das Überleben der Spirit-Bären durch die Fortsetzung der Schwarzbärenjagd gefährdet: „It just doesn’t make sense to protect only the white colored bears when the black bear also carries the gene that produces white cubs.“
Ein Sprecher von Umweltminister Barry Penner erklärte, dass der Minister zur Beantwortung von Fragen zum Thema Trophäenjagd derzeit nicht zur Verfügung stehe. Im Jahr 2006 – dem letzten Jahr, für welches das Umweltministerium eine offizielle Tötungsstatistik von Schwarzbären in BC vorlegte – wurden etwa 3.500 Schwarzbären erschossen. Legt man diese Zahl als durchschnittliche jährliche Tötungszahl zugrunde, so dürften seit den vorausgegangenen Olympischen Winterspielen in Canada in Calgary fast 80.000 Schwarzbären getötet worden sein. Dies ist ein Weltrekord, auf den Umweltminister Barry Penner und Premierminister Gordon Campbell wahrlich nicht stolz sein können.
 
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