bears and more • Klaus Pommerenke
 
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1. Juni 2010
Studie der David Suzuki Foundation zur Trophäenjagd auf Grizzlybären in BC
 
Die Frühjahrsjagdsaison 2010 auf Grizzlybären endet – je nach Region in BC – zwischen dem 31. Mai (z. B. für das Knight-Kingcome-Gebiet) und dem 15. Juni (z. B. für das Skeena, Omineca, Peace River-Gebiet). Es wird noch einige Zeit dauern, bis die Trophäenjäger ihre Abschüsse dem Umweltministerium gemeldet haben und das Ministerium die neue Tötungsstatistik vorlegen wird. Dann wird sich zeigen, um wieviele Grizzlybären BC wieder ärmer sein wird. Die Herbstjagdsaison wird in manchen Gebieten schon wieder am 15. August eröffnet, in manchen Gebieten erst wieder am 1. Oktober. Sie wird bis maximal 15. November dauern, um Bären, die sich gerade ihren Winterspeck zugelegt haben, noch rechtzeitig abschießen zu können, ehe sie in ihren Winterhöhlen verschwinden werden.
Ende April 2010 wurde der Bericht der David Suzuki Foundation und des Natural Ressources Defense Council (NRDC) zur Trophäenjagd auf Grizzlybären in British Columbia vorgelegt (Ensuring a future for Canada’s grizzly bears. A report on the sustainability of the trophy hunt in B.C. Gailus, Jeff; Moola, Faisal & Connolly, Michelle. April 2010). Dieser Bericht steht unter www.davidsuzuki.org zur Verfügung.
Nach den letzten Schätzungen des Umweltministeriums von BC von 2008 soll es 16.014 Grizzlybären in BC geben. 2004 wurde die Zahl noch auf 16.887 geschätzt. Ausgerottet wurden sie bereits in weiten Teilen des Lower Mainland und Teilen des mittleren Südens der Provinz. Zwischen 1977 und 2009 wurden nahezu 11.000 Grizzlybären getötet, 87 % hiervon von Trophäenjägern. Doch der Bericht listet auch weitere Gefahren für die Grizzlybären auf: „Habitat loss, damage, and fragmentation; the cascading effects of salmon collapse and climate change; and human-caused mortalities as a result of sport hunting, poaching, collisions with trains and vehicles, and the inevitable (and often fatal) conflicts grizzlies must endure because of careless human behaviour. Grizzlies have already been eliminated or are currently threatened in about 18 per cent of the province, not including the Lower Mainland and most of the Interior.“ Bereits jetzt sind die Grizzlybären vom Committee on the Status of Endangered Wildlife in Canada (COSEWIC) als „species of special concern“ eingestuft und das Conservation Data Center von BC führt sie auf der „Blauen Liste“, d. h. als Tierart, die als besonders verletzlich gilt und einer besonderen Berücksichtigung bedarf. Um die Bedrohung und teilweise Ausrottung zu verhindern werden zwei Lösungsvorschläge formuliert: „Reducing human-caused mortality and protecting the habitat that grizzly bears need to survive.“
Das Umweltministerium hält nach wie vor an der als Sport bezeichneten Trophäenjagd auf Grizzlybären fest und setzt sich damit über den Willen einer Bevölkerungsmehrheit hinweg: „79 per cent of British Columbians support a ban on sport trophy hunting of grizzly bears in parks and protected areas, and 73 per cent support expanding that ban to the entire province. A majority (84 per cent) agree that investing in opportunities for people to learn about and see grizzly bears in the wild is more sustainable than shooting them, and almost as many agree that killing grizzly bears for trophies (79 per cent) or sport (76 per cent) is unethical. Despite the overwhelming public opposition to hunting grizzly bears for trophies and/or sport, and the economic benefits of viewing and photographing them rather than killing them, these magnificent animals are managed by the Ministry of Environment’s Fish and Wildlife Branch as „big game“ under the provincial Wildlife Act, the main provincial law for protecting wildlife, endangered species, and wildlife habitat. Like other game species (including black bear, elk, deer, and cougar), grizzly bears and their habitat are managed ostensibly to maximize „recreational and commercial use“ of the species on a „sustainable“ basis. This generally translates into how many grizzly bears hunters can kill …“
Vor allem das Abschießen von Bärinnen wird immer mehr zum Problem: seit 2004 wurden alleine 1.773 Grizzlies getötet, 1.174 männliche Bären und 593 Bärinnen; bei sechs getöteten Bären wurde das Geschlecht nicht bestimmt. Selbst in BC Parks und Schutzgebieten dürfen Bären getötet werden. Laut Umweltministerium dienen diese Gebiete „important conservation values“ und sind eingerichtet worden „for the inspiration, use and enjoyment of the public“. Ein Teil dieses „use and enjoyment“ ist das Sporttöten von Bären, um Trophäen als Bettvorleger oder Wandschmuck zu ergattern. Zwischen 2004 und 2008 wurden 139 Grizzlybären in „Schutz“-Gebieten erlegt, alleine 2008 waren es 29 Bären. In insgesamt ca. 160 „Schutz“-Gebieten wurden schon Grizzlies getötet.
In BC gibt es 57 Grizzly Bear Population Units (GBPUs), in 48 hiervon dürfen aktuell Bären getötet werden. Die Arbeit des Umweltministeriums besteht zu einem beträchtlichen Teil darin, die maximale jährliche Tötungsquote von Grizzlybären in den GBPUs zu errechnen, die möglich ist, ohne die Bärenpopulation zu verkleinern oder sie auszurotten. Hierzu wird ein ebenso theoretisches und kompliziertes wie realitätsfernes Berechnungsmodell verwendet (die Fuhr-Demarchi-Methode) anstatt auf tatsächliche Beobachtungsdaten zurückzugreifen, die nur über vermehrten Personaleinsatz zu erhalten wären. Anhand der theoretisch errechneten Populationsgröße wird dann die sogenannte „annual allowable human-caused mortality rate“ (HCM) festgelegt. Lediglich in den GBPUs, in denen die Grizzlybären schon als bedroht gelten, dürfen sie nicht mehr gejagt werden. In allen anderen Gebieten wird der Abschuss von 2 bis 4,1 % der geschätzten Bärenpopulation pro Jahr erlaubt. In den GBPUs Kingcome-Wakeman und Upper Skeena-Nass liegt die HCM-Rate bei 4,1 %, in der Kitlope-Fjordland GBPU bei 4,0 %, in der Kwatna-Owikeno GBPU bei 3,9 %. „This limit, along with a population estimate, is supposed to allow wildlife managers to figure out how many grizzly bears hunters can kill each year without causing a population to decline. By subtracting the number of grizzlies killed as a result of poaching, collisions, and bears killed in defence of people and property (the total of which can be as high as 32, as in the Rocky GBPU in 2004), managers determine how many grizzly bears can be killed by trophy hunters in subsequent years.“
Diese Methode funktioniert nur in der Theorie, jedoch nicht in der Praxis. Es werden regelmäßig mehr Bären getötet, als nach den Regierungsberechnungen vorgesehen und für zulässig erklärt. Zwischen 2004 und 2008 wurden z. B. 139 Bären in „Schutz“-Gebieten getötet. „During this five-year period, the allowable human-caused mortality rates were surpassed at least once in 17 of the 23 grizzly bear population units in which hunters killed grizzly bears in protected areas. Figure 3 [vergleiche Karte 1] lists those GBPUs in which the actual number of bears that were killed exceeded the allowable mortality rates set by government, in some cases by more than 100 per cent.“ Karte 1 zeigt die Gebiete, in denen Grizzlybären in „Schutz“-Gebieten getötet wurden und in denen die vom Umweltministerium erlaubte maximale Tötungsquote wenigstens einmal in den Jahren 2004 – 2008 überschritten wurde.
 
Karte 1 • Gebiete, in denen Grizzlybären in „Schutz“-Gebieten getötet wurden und in denen die vom Umweltministerium erlaubte maximale Tötungsquote wenigstens einmal in den Jahren 2004 – 2008 überschritten wurde.
© David Suzuki Foundation und Natural Ressources Defense Council
 
Tabelle 1 zeigt die absoluten Zahlen dieser Überschreitung in verschiedenen „Schutz“-Gebieten in BC. „For instance, in 2004, hunters killed one female and two male grizzly bears in protected areas in the Central Purcell GBPU. With a population of only 86 bears, these hunter kills (along with three females and one male killed by other causes) resulted in the total allowable mortality rate being surpassed (by 170 per cent). The story was the same in the South Purcell GBPU in both 2005 and 2006 where trophy hunter kills within in a protected area (Purcell Wilderness Conservancy Park) contributed to the total allowable morality rate being exceeded by 115 per cent. The Rocky GBPU, with nine hunter kills in protected areas in both 2007 and 2008, contributed to allowable mortality limits being exceeded (by 23 per cent) in both years. It is important to note that these are but a few examples of how the government’s own grizzly bear mortality limits were exceeded 41 times between 2004 and 2008 – partly because of hunter kills in protected areas.“
 
Tabelle 1 • Grizzly Bear Population Units, in denen Grizzlies in „Schutz“-Gebieten getötet wurden und in denen die vom Umweltministerium erlaubte maximale Tötungsquote (HCM) wenigstens einmal in den Jahren 2004 – 2008 überschritten wurde
© David Suzuki Foundation und Natural Ressources Defense Council
 
Karte 2 zeigt die GBPUs, in denen die erlaubte Abschussquote von Grizzlybären (HCM) in den Jahren 2004 – 2008 wenigstens einmal überschritten wurde. In diesem Zeitraum wurde diese vorgesehene Anschussquote in 36 der 57 GBPUs (63 %) mindestens einmal überschritten. Betrachtet man alleine die Tötungsquote durch Jäger, so zeigt sich, dass es im gleichen Zeitraum in 20 von 57 GBPUs (35 %) zu Überschreitungen kam, teilweise sogar zu massiven Überschreitungen: „The Allowable HCM rate was exceeded by more than 50 per cent in the Central Rockies GBPU in 2008 (by 60 per cent), the North Purcell in 2005 (by 61 per cent), and the South Purcell GBPU in 2004, 2006 and 2007 (by 63 per cent in all three years).“ Tabelle 2 zeigt eine Aufstellung dieser Überschreitungen der HCM-Rate für einige ausgewählte Gebiete.
 
Karte 2 • Grizzly Bear Population Units, in denen die erlaubte Abschussquote für Grizzlybären (HCM) in den Jahren 2004 – 2008 wenigstens einmal überschritten wurde
© David Suzuki Foundation und Natural Ressources Defense Council
 
Tabelle 2 • Grizzly Bear Population Units, in denen Trophäenjäger die maximal erlaubte Tötungsquote von Grizzlybären (HCM) wenigstens drei Mal in den Jahren 2004 – 2008 überschritten haben
© David Suzuki Foundation und Natural Ressources Defense Council
 
Der Ansatz des Umweltministeriums, die Anzahl der Grizzlybären in BC nach der realitätsfernen Fuhr-Demarchi-Methode zu schätzen oder besser gesagt zu überschätzen, wird seit Jahren von unabhängigen Bärbiologen als verfehlt, völlig unzulänglich und gefährlich kritisiert. Dieser Ansatz drückt jedoch eines der Hauptanliegen dieses Ministeriums aus, welches die Jagdinteressen der Trophäenjagdveranstalter protegiert: „Counting bears to kill bears.“ Die Bärenpopulation wird mit dieser zweifelhaften Methode nach oben gerechnet, um möglichst hohe Abschussquoten für die Trophäenjäger zu legitimieren. Im Rahmen der letzten Populationsschätzung 2008, bei der die Zahl der Grizzlybären seit der vorausgehenden Schätzung 2004 um 963 Bären oder 5,7 % nach unten korrigiert werden musste, räumte das Umweltministerium selbst indirekt die Unzulänglichkeit der Methode ein. Abweichend von dieser angeblich zutreffenden Methode mussten die Populationszahlen der Grizzlybären in 8 GBPUs nach unten korrigiert werden, teilweise sogar um mehr als 100 % – aufgrund von „local knowledge about population distribution, density and abundance“, aufgrund von neuen DNA-basierten Populationsschätzungen und aufgrund anderer „more recent data inputs“. Für die GBPU „Nation“ schrumpfte die Schätzung so von 484 Bären auf nur noch 241, für die GBPU „Central Purcell“ von 150 auf 86 und für die GBPU „Yahk“ von 44 auf nur noch 20 Grizzlybären. Der Bericht zeigt klar die Gefahren der jahrelangen Überschätzung der Größe der Grizzlybärenpopulation durch das Umweltministerium. „This overestimation of grizzly bear populations contributes to overestimating sustainable levels of human-caused mortality, including hunting quotas, in each of these grizzly bear population units, and such overestimating might reasonably result in population declines. In light of the fact that all re-estimates were drops, it is possible, and worrisome, that new updates will mean that allowable human-caused mortality rates are being exceeded by more, more often and in more grizzly bear population units than is suggested here.“
Noch immer ist die British Columbia Grizzly Bear Conservation Strategy von 1995 nicht umgesetzt worden und auch die jetzige Regierung unter Premierminister Campbell und Umweltminister Penner zeigt keinerlei Willen, dies zu tun. Ziel der damals ausgearbeiteten Strategie war es „to maintain in perpetuity the diversity and abundance of grizzly bears“. Sie wurde ausgearbeitet „to help reverse the loss of grizzly bears in British Columbia“. Eine Schlüsselforderung war die Ausweisung eines Netzwerks von Grizzlybären-Schutzgebieten, in denen selbstverständlich neben dem Schutz des Lebensraums auch die Jagd verboten sein soll. Lange Jahre blieb das Khutzeymateen Grizzlybären-Schutzgebiet, welches auf den Druck von Umweltschützern 1984 eingerichtet wurde, das einzige seiner Art in BC. Erst am 15. Juni 2009, nach der Frühjahrsjagdsaison auf Grizzlybären, bequemte sich die Provinzregierung endlich, es zu erweitern und drei weitere Jagdverbotsgebiete für Grizzlybären auszuweisen: das Ahnuhati-Ahta Kwalate-Gebiet, das Kimsquit-Upper Dean-Tweedsmuir-Gebiet sowie die Nass-Skeena-Region. „However, these GBMAs are too few, and are far from the comprehensive network that was promised by government more than 10 years ago. And because most grizzly bear mortality occurs in the B.C. Interior rather than on the coast, Grizzly Bear Management Areas that are off limits to hunting need be designated there as well. B.C.’s Grizzly Bear Conservation Strategy sums it up well: „We have the opportunity – and the global responsibility – to protect British Columbia’s remaining Grizzly Bears. We owe it to ourselves, to our descendants and to the Grizzly Bears to implement a strategy for the survival of this majestic creature. Prohibiting grizzly bear hunting in B.C.’s parks and protected areas and fulfilling the commitment to a comprehensive network of Grizzly Bear Management Areas that is off limits to hunting would be a good place to start“, heißt es in dem Bericht.
Um das Überleben der Grizzlybären in BC auch zukünftig zu sichern, formuliert der Bericht „Ensuring a future for Canada’s grizzly bears. A report on the sustainability of the trophy hunt in B.C.“ zwei zentrale Forderungen:
„1. Government should enact regulations under the Wildlife Act to ensure that grizzly bears are protected from trophy hunting within BC’s parks and protected areas.
2. Government should establish a comprehensive network of core and benchmark Grizzly Bear Management Areas (GBMAs) as mandated in the British Columbia Grizzly Bear Conservation Strategy, that are off-limits to hunting in most of the habitat currently occupied by grizzly bears in BC. This network should be designed according to scientific criteria recommend by Gilbert et al. [Gilbert, B., L. Craighead, B. Horejsi, P. Paquet, W. McCrory. 2004. Scientific Criteria for Evaluation and Establishment of Grizzly Bear Management Areas in British Columbia. Panel of Independent Scientists, Victoria, BC.] including being protected from all ecologically damaging human activities, providing sufficient habitat to sustain viable populations of grizzlies within their natural range, and being connected on the landscape.“
 
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