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Nach wie vor hält die Enbridge Inc. an ihren Plänen fest, eine Ölpipeline von den Teersand-Abbaugebieten in Alberta zur Hafenstadt Kitimat im Herzen des Great Bear Rainforest zu bauen, um von dort aus ab 2016 das Öl mit Supertankern nach Asien verschiffen zu können. Zu diesem 5,5 Milliarden CAD Enbridge Northern Gateway-Projekt wurden vom sogenannten Joined Review Panel (vom Umweltministerium und dem National Energy Board Kanadas eingesetzt) bereits in verschiedenen Städten in BC offizielle Veranstaltungen abgehalten, um die von den Pipelineplänen Betroffenen anzuhören und deren Einwände zu Protokoll zu nehmen. Wo immer solche Veranstaltungen stattfanden, wie jüngst in Kitimat und in Prince George, hagelte es Proteste gegen dieses Pipelineprojekt und gegen die davon ausgehenden Umweltgefahren. Enbridge betonte immer wieder, dass die Pipeline „mit den höchsten Sicherheitsstandards“ gebaut und betrieben würde („the highest safety standards“). Enbridge-Sprecher Alan Roth versicherte gegenüber der Presse: „Enbridge is an extremely responsible company … They would not be proposing a project unless they felt the safety aspects would be absolutely world standard.“ Enbridge, ausgestattet mit einem 100 Millionen CAD Budget von anonym gebliebenen Ölkonzernen und asiatischen Firmen, um den Widerstand der First Nations-Gruppen entlang der Pipelineroute mit Geld brechen zu können, wirbt in Zeitungsanzeigen mit folgendem Slogan für das Pipelineprojekt: „We’re building more than pipelines. We’re building sustainable communities through jobs and investment. And we are doing it to the highest standards of safety and environmental responsibility.“ Wie glaubwürdig solch vollmundige Versprechungen sind und wie es tatsächlich mit den Sicherheitsstandards von Enbridge-Pipelines aussieht, zeigen die jüngsten Pipelinebrüche dieser Firma. |
Am 26. Juli 2010 ergossen sich bei Marshall in Michigan zwischen 3,1 und 3,3 Millionen Liter Schweröl aus einem Leck der 6B-Pipeline von Enbridge in den Talmadge Creek und den Kalamazoo River, verseuchten Grundstücke von Anwohnern, töteten Vögel und Fische. Diese 6B-Pipeline ist 41 Jahre alt und wurde offensichtlich extrem schlecht gewartet. „Hundreds of defects have been found in Enbridge’s pipeline in the years before the Kalamazoo spill. Enbridge’s lack of response gives no confidence to local officials. Further review into Enbridge after its Kalamazoo spill has demonstrated poor maintenance practices“, schrieb Chris Killian am 28. August hierüber. Zwischen 2007 und 2009 wurden 329 reparaturbedürftige Defekte festgestellt, lediglich 61 Reparaturen wurden durchgeführt. Schon im November und Dezember 2009 habe es Auffälligkeiten an dieser Pipeline gegeben, doch repariert wurde nichts. Das Öl musste aus Profitgründen weiterfließen. Auf der Website von Enbridge Northern Gateway Pipelines liest sich dies anders: „Environmental protection is a core priority at Enbridge.“ |
Enbridge-Chef Patrick Daniel leugnete zunächst, dass es sich bei dem in den Kalamazoo River ausgetretenen Öl um das extrem umweltschädliche Öl aus den Teer- bzw. Ölsanden aus Alberta handelte, musste diese Aussage jedoch später berichtigen und kleinlaut einräumen, dass das Öl doch von dort stammte. Dieses Öl ist aggressiver und korrodiert Pipelines rascher als anderes Öl und ist auch – wenn es zu Unfällen kommt – noch umweltschädlicher als herkömmliches Schweröl aus anderen Abbaugebieten. Trotz der bekannt erhöhten Korrosionsgefahr gab es offensichtlich keine ausrechenden Notfallpläne von Enbridge. Enbridge selbst leugnete, dass das ausgetretene Öl im Kalamazoo River irgendwelche signifikant negativen Langzeitwirkungen auf Menschen, Tiere und Umwelt haben könnte. |
Die überaus träge Reaktion von Enbridge nannte die Gouverneurin Jennifer Granholm „anämisch“. Auf der Firmenwebsite dagegen brüstet sich Enbridge: „If an incident should occur, Northern Gateway will be there quickly to control, contain and clean up.“ Die Praxis am Kalamazoo River sah leider völlig anders aus als das, was auf der Website versprochen wird. Kongressabgeordneter Mark Schauer stellte fest: „Enbridge violated federal regulations by dragging its feet on reporting the pipeline rupture.“ Die Detroit News schrieben: „The company has a history of pipeline problems, including leaks and regulatory violations.“ Nach einem Pipelineunfall von Enbridge in Minnesota, be idem 2007 zwei Menschen starben, wurde festgestellt: „… that Enbridge failed to safely and adequately perform maintenance and repair on the pipeline … The company was also told it had not hired properly trained and qualified workers in that accident.“ Der Kongressabgeordnete Mark Schauer fällte ein vernichtendes Urteil über den Pipelinebetreiber: „Based on Enbridge’s past performance, I don’t have any confidence this company can operate their pipelines safely.“ |
Enbridge-Chef Daniel ging zunächst davon aus, dass durch die notdürftig reparierte Pipeline schon nach wenigen Tagen wieder Öl fließen wird, doch er täuschte sich. Das zuständige US-Transportministerium (Department of Transportation’s Pipeline Hazardous Materials Safety Administration, PHMSA) verweigerte die Genehmigung hierfür aufgrund fehlender technischer Sicherheitsdetails und aufgrund von Sicherheitsbedenken. Es sei eine völlig offene Frage ob und wann überhaupt jemals wieder eine Genehmigung erteilt werden könne. Dies könne „Monate, wenn nicht Jahre“ dauern. Immerhin versicherte der Enbridge-Chef derweil – ganz im Stile von BP nach dem Desaster im Golf von Mexiko: „We at Enbridge are committed to cleaning up anything and everything that the oil has touched along the way.“ |
Am 9. September 2010 gab es bei der sogenannten 6A-Pipeline von Enbridge bei Romeoville ca. 50 km südwestlich von Chikago ein Leck, durch welches ca. 946.250 Liter Öl ausgetreten sind. Erst 40 Minuten nach Entdeckung des Lecks wurde der Ölfluss von Enbridge gestoppt. In seinem Artikel „Another Day, Another Enbridge Oil Spill“ beschreibt Karl Lydersen den Vorfall: „The Romeoville spill clogged in at about 250,000 gallons, compared to about 830,000 gallons in Michigan. The Romeoville spill was largely contained in a retention pond, though it did contaminate banks along a storm water ditch, ooze over a road, and reach the town’s waste water treatment plant, causing a shutdown. Cleanup of the Kalamazoo spill, which saturates a 30-mile stretch of marshy flood plain, will take well into next year.“ |
Am 13. September leckte die „Line 10“-Pipeline von Enbridge bei Buffalo, New York State, und musste abgeschaltet werden. Laut Enbridge sei nur eine „kleine Ölmenge“ ausgetreten. „But we honestly don’t know. We’re just in an initial investigation“, erklärte Glenn Herchak von Enbridge. |
Die Liste der Pipelinedefekte und Ölunfälle von Enbridge lässt sich beliebig lange fortsetzen. In seinem Artikel „The Enbridge Dirty Dozen. Michigan disaster follows 12 other big spills or penalties this decade for giant aiming to pipe tar sands oil to Kitimat“ (The Tyee, 31. Juli 2010) listete Andrew Nikiforuk, Autor des Buches „Tar Sands. Dirty Oil and the Future of a Continent“ die katastrophale Umweltbilanz von Enbridge beim Betrieb seiner maroden Pipelines auf: „Between 1999 and 2008 Enbridge recorded 610 spills that released 132,000 barrels [21 Millionen Liter] of Hydrocarbons to farms, wetlands and waterways on the continent.“ Eine Übersicht über diese von Enbridge verursachten Ölaustritte findet sich im Anhang dieses Textes. Enbridge selbst stellt sich auf seiner Website völlig anders dar: „Pipelines are a safe and reliable way to ship the petroleum from the source to the refinery to the consumer … Enbridge has been safely building, operating and maintaining pipelines for over 60 years.“ |
Angesichts der BP-Ölpest im Golf von Mexiko und der Ölunfälle mit Enbridge-Pipelines beginnt sich die öffentliche Meinung in BC trotz hoher Arbeitslosigkeit vor allem im Norden und aller Werbekampagnen für die Ölindustrie zu wandeln: 80 % der Bevölkerung von BC sprachen sich bereits für ein Verbot des Öltankerverkehrs entlang der Küste aus. 49 % bezeichneten Ende August die beiden Pipelineprojekte von Enbridge und von Kinder Morgan (Erweiterung der Trans Mountain-Pipeline zwischen Edmonton und Vancouver) als „a bad idea that could lead to environmental disaster“. Nur noch 35 % sprachen sich für den Bau der Enbridge-Pipeline nach Kitimat aus (Edmonton Journal, 28. August 2010). Immer mehr Gruppen und Organisationen in BC schließen sich der Opposition gegen das Enbridge Northern Gateway Pipeline-Projekt an. Jüngstes Beispiel ist die Canadian Union of Public Employees (CUPE BC). „Enbridge claims there is minimal risk of an oil spill. In reality, it’s not if but when an oil spill will occur“, erklärte Sheryl Burns von CUPE BC. „The Campbell Government says it wants to fight climate change. But by supporting the Enbridge application it’s doing precisely the opposite, since the pipeline will be a major incentive for increased production of climate-damaging oil from the tar sands.“ CUPE BC-Präsident Barry O’Neill erinnerte Premierminister Campbell an sein Versprechen von 2006, den Great Bear Rainforest schützen zu wollen: „We urge the provincial government to oppose the proposed Enbridge Northern Gateway Project altogether and honor the Great Bear Rainforest Agreement it signed.“ |
Liste der Pipelinedefekte und Ölunfälle von Enbridge zwischen 2001 und 2010, ohne die jüngsten drei Vorfälle (Andrew Nikiforuk, The Enbridge Dirty Dozen. The Tyee, 31. Juli 2010): |
January 2001: Enbridge’s Energy Transportation North Pipeline leaked 23,900 barrels of crude oil into a slough near Hardisty, Alberta. The Transportation Safety Board of Canada noted that the site of the leak on the aging pipeline had been identified a „high priority location" just four months earlier. |
July 2002: A 34-inch diameter steel pipeline ruptured in a marsh west of Cohasset, Minnesota. To prevent 6,000 barrels (252,000 gallons) of crude oil from reaching the Mississippi River, the company set the oil on fire. The plume of smoke extended one mile high. The U.S. National Transportation Safety Board blamed the rupture on „inadequate loading of the pipe for transportation“. |
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„Environmental Protection is a core priority at Enbridge“ (Website der Enbridge Northern Gateway Pipelines) |
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Controlled burn after 6,000 barrels of oil spilled from ruptured Enbridge pipeline in Cohasset, Minnesota in July, 2002. Photo: US National Transportation Safety Board |
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January 2003: A pipeline failure resulted in a spill of 4,500 barrels of oil at Enbridge’s oil terminal near Superior, Wisconsin. Approximately 500 barrels flowed into the Nemadji River, a tributary of Lake Superior. |
April 2003: A gas explosion leveled an Etobicoke strip mall and killed seven people. It stands as the largest number of fatalities ever recorded in a pipeline incident in Canada. Ontario’s Technical Standards and Safety Authority charged Enbridge with failure to provide accurate information and to ensure their contractors followed the law. The case is still in court. |
April/May 2004: U.S. pipeline regulators fined Enbridge for failing to properly inspect oil and gas pipelines in Michigan, Indiana and Illinois, Minnesota and Wisconsin. |
January 2007: A pipeline break near Stanley, North Dakota spilled 9,030 gallons of oil. Regulators fined Enbridge for exceeding pressure standards for the pipeline. |
February 2007: An estimated 176,000 gallons spilled in two separate incidents in Clark and Rusk County, Wisconsin. One pipeline cracked open and couldn’t be shut off until an operator in Canada shut down the line. In the second incident work crews broke the same line, filling a hole 20 feet deep with oil and contaminating local groundwater. The company was fined $100,000 for not following safety standards. |
November 2007: A 34-inch pipeline carrying bitumen to U.S. Midwest markets exploded, killing two workers near Clearbrook, Minnesota. The pipe had leaked two weeks prior to the explosion and was being repaired. The fireball, which leapt 100 feet into the air, temporarily jacked up the price of oil by four dollars and closed four other pipelines delivering 1.5 million barrels of crude a day. The Pipeline and Hazardous Materials Safety Administration fined the company $2 million for exceeding pressure in its pipeline and for failing to follow safety procedures. |
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„Enbridge has been safely building, operating and maintaining pipelines for over 60 years“ (Website der Enbridge Northern Gateway Pipelines) |
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An Enbridge pipeline carrying crude oil from Saskatchewan to Chicago exploded, killing two workers trying to make a repair in Clearbrook, Minnesota in 2007 |
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May 2008: Alberta’s energy regulator delivered a „high risk enforcement action" against Enbridge for using „valves, flanges and fittings“ on its Midstream pipeline that were not suitable for maximum operating pressure. No fines were levied. |
January 2009: Enbridge agreed to pay a fine of $1 million to the government of Wisconsin after it committed more than 500 violations of the state’s wetland and waterway protection regulations while constructing the $2 billion Southern Access pipeline to export 400,000 barrels of bitumen from Alberta to Chicago. Attorney General J. B. Van Hollen said „the incidents of violation were numerous and widespread and resulted in impacts to the streams and wetlands throughout the various watersheds“. Enbridge blamed the problems on „bad“ weather. |
January 2009: A valve blew on a pipe at the Enbridge Cheecham Terminal tank farm, spilling 4,000 barrels of oil near Anzac, Alberta. The leak wasn’t detected for three hours and Alberta regulators issued no statements, because no member of the public was affected. Greenpeace initially reported the spill. |
January 2010: A pipeline built in 1956 leaked 3,000 barrels (126,000 gallons) near Neche, North Dakoka. The PHMSA warned Enbridge twice that older pipelines were susceptible to failure. The line is part of the 1,900-mile-long Lakehead System that delivers crude from western Canada to Cushing, Oklahoma and Chicago. |
Enbridge does not have the worst record in the oil patch. That distinction belongs to BP, polluter of the Gulf of Mexico. The PHMSA has cited the company 58 times for shoddy performance. |
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