bears and more • Klaus Pommerenke
 
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13. November 2010
Fish Lake vorerst gerettet. Umdeklaration in ein
Abfalleinlagerungsgebiet für toxische Förderrückstände gestoppt
 
Am 2. November hat das kanadische Kabinett unter Führung von Premierminister Stephen Harper endlich die Pläne von Taseko Mines Ltd. zurückgewiesen, den Fish Lake als Abfalleinlagerungsgebiet für hochtoxische Förderrückstände zu benutzen. Nach den Plänen von Taseko hätte der Fish Lake (Teztan Biny) zum Giftmüllsee erklärt werden sollen, damit dort die Förderrückstände aus dem Prosperity Mine-Projekt, einer Gold- und Kupfermine, eingeleitet werden können. Taseko Mines Ltd. hatte gehofft, den Fish Lake als Giftmüllsee missbrauchen zu können, um sich möglichst billig der Giftrückstände zu entledigen (vgl. Kurzmeldung vom 29.09.2010 auf dieser Website). Dank eines Schlupflochs im kanadischen Fischereigesetz hätte der Fish Lake, der unter den Top-ten-Fischgewässern von BC aufgeführt wird, von Amts wegen zu solch einem „Abfalleinlagerungsgebiet“ umdeklariert werden sollen.
First Nations und Umweltschutzgruppen liefen Sturm gegen diese Pläne, tausende Bürger schrieben Protestbriefe. Die Provinzregierung von BC hatte das Projekt bereits durchgewunken und ohne ausreichende Konsultation der am Fish Lake lebenden First Nations einen 25 Jahre laufenden Bergbau-Pachtvertrag an Taseko vergeben. Doch jetzt stoppte der kanadische Premier Harper das Projekt. „This is the only decision that the federal cabinet could make without leaving the Canadian environmental assessment process meaningless and without credibility“, erklärte George Heyman vom Sierra Club BC. „Now we must close the legislative loophole that allows destruction of Canada’s freshwater bodies for toxic mine tailings, and ensure the intent of our Fisheries Act is no longer undermined.“ Die Ablehnung des Prosperity Mine Projektes ist zugleich eine schallende Ohrfeige für die Provinzregierung von BC. „B.C. gave the green light to this project, putting short-term economic interests ahead of species, ecosystems and First Nations rights … It bothers my mind that the B.C. government would have even considered destroying a huge, well-stocked fishing lake that is of great significance to an indigenous community, and is surrounded by cultural sites including First Nations burial grounds … Today’s decision points to serious flaws in the B.C. environmental assessment process“, sagte Heyman.
„This victory is symbolic because both the federal and BC governments have traditionally been overly friendly towards mining companies. The victory is also a bitter pill for the BC government because its week environmental policies ignored the negative effects of the mine and recommended that it go ahead“, erklärte Andy Miller vom Wilderness Committee. „The destructiveness of the mine was highlighted by the fact that even the weak Canadian environmental assessment process identified severe environmental problems with the mine proposal. Most notable among the problems identified with the copper mine was production of sulphuric acid by-products, notorious among copper mines for killing fish and poisoning drinking water supplies.“
Marilyn Baptiste von der Tsilhqot’in First Nation zeigte sich vorläufig erleichtert: „We’re honoured for the fact that our very being and our wildlife, our wild fish stocks are not under threat for a moment.“ Bis zuletzt hatte Gordon Campbell, Noch-Premier von BC für dieses zerstörerische 800 Millionen CAD-Projekt gekämpft. Schon kurz nach der Ablehnung suchte der Bergbauminister von BC, Randy Hawes, nach Mitteln und Wegen, die jetzige Ablehnung rückgängig zu machen: „We should go back and take a look to see if there’s a way this can be represented and restructured in a way that it could work so that it could gain approval.“ Der kanadische Umweltminister Jim Prentice und auch Teile der Regierung von BC legten Taseko nahe, die Pläne für die Gold- und Kupfermine leicht abzuwandeln und sie sogleich wieder einzureichen, um doch noch die Genehmigung zu erhalten. Russell Hallbauer, Chef von Taseko, griff diese Hinweise gerne auf und bedankte sich für diese „Amtshilfe“. Kurz nach der ausdrücklichen Ermutigung von Taseko verkündete der kanadische Umweltminister Prentice am 4. November 2010 seinen Rücktritt, um Vizepräsident der Canadian Imperial Bank of Commerce zu werden, einer Bank, die sich auch um Kredite für Bergbaukonzerne kümmert.
Die Gefahr, dass der Fish Lake doch noch zerstört werden wird, ist noch nicht gebannt, das Prosperity Mine Projekt hat zu viele politische Fürsprecher. „Fish Lake mine victory tempered by government officials encouraging company to resubmit proposal“, titelte das Wilderness Committee deshalb vorsichtig. „Mining companies must find a better way to do business – a way that does not destroy Canada’s lakes and rivers“, forderte der Biologe John Werring von der David Suzuki Foundation. Das Grundproblem der Kupferminen bleibt. „The irony is that copper mines can’t be made better. They are nasty polluting beasts that have no place in super natural British Columbia“, stellte Andy Miller fest.
Ob es Bergbaukonzernen unter einem neuen kanadischen Umweltminister und unter neuen politischen Köpfen in BC eventuell sogar noch leichter gemacht werden wird, sich aus ökonomischen Interessen über Umweltschutzbelange hinwegzusetzen, wird sich zeigen. Gordon Campbell erklärte am 3. November 2010 seinen Rücktritt als Premierminister von BC und Chef der regierenden Liberalen Partei, bleibt jedoch vorläufig bis zur Bestimmung eines Nachfolgers im Amt. „This decision is what I believe is in the best interest of British Columbia, our government, our party and the people of our province“, erklärte Campbell mit einem Anflug von Selbsterkenntnis zu seinem Rücktritt, mit dem er einer drohenden Absetzung durch seine eigene Liberale Partei zuvorgekommen ist. Selbst sein Energieminister Bill Bennett hatte ihn öffentlich kritisiert. Campbells Popularität war auf einen absoluten Tiefpunkt gesunken: nur noch 9 % der Befragten unterstützten seine Politik. Gestolpert ist Campbell jedoch nicht über einen Umweltskandal, sondern über die Einführung der allseits abgelehnten HST (Harmonized Sales Tax). Keine einzige Umweltschutzorganisation in BC wird Campbell nachtrauern, im Gegenteil, die Erleichterung über seinen Rücktritt ist groß und für viele ist es ein Grund zur Freude. Peter Robinson, Geschäftsführer der David Suzuki Foundation bilanzierte die Regierungszeit von Campbell: „The government made some progress with its ban on coal-fired power plants and implementation of vehicle emissions standards. But the B.C. Liberals have so far failed to strengthen environmental assessment rules or to introduce legislation to protect species at risk. The Liberals also gutted the Environmental Ministry and have refused to address issues around fish farming. And the Gateway Project, which expands freeways for cars and trucks at the expense of more sustainable transportation options, flies in the face of Premier Campbell’s commitment to fighting climate change.“
Im Rahmen einer Kabinettsumbildung am 25.10. wurde bereits der extrem trophäenjagdfreundliche bisherige Umweltminister Barry Penner zum Minister of Aboriginal Relation and Reconciliation ernannt, neuer Umweltminister wurde Murray Coell, ein völliger Neuling im Umweltschutzbereich. Forstminister Pat Bell erhielt zusätzliche Kompetenzen und ist jetzt Minister of Forests, Mines and Lands. Randy Hawes bleibt Minister of State for Mining, Steve Thomson ist Minister of Natural Resource Operations.
 
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