bears and more • Klaus Pommerenke
 
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11. Januar 2011
Außergewöhnlich hohe Zahl abgemagerter junger
Schwarzbären – Experten rätseln über die Ursachen
 
„Abgemagerte Bärenjunge stellen Experten vor ein Rätsel“, hieß die Schlagzeile des Artikels von Judith Lavoie am 6. Januar 2011 im Times Colonist (Skinny bear cubs baffle experts). Sie wies damit auf ein Phänomen hin, das nicht nur Wildbiologen, sondern auch viele Bewohner von Vancouver Island schon den ganzen Winter über beobachtet hatten. Stark untergewichtige Schwarzbärenjunge werden derzeit in die Wildtierpflegestation nach Errington gebracht und zwar in größerer Zahl als jemals zuvor. Sie stammen aus den verschiedensten Gegenden von Vancouver Island. Schon jetzt werden 6 junge Schwarzbären in der Station versorgt, zwei weitere mussten in der Vorwoche getötet werden, da sie bereits zu schwach waren, um überleben zu können. Die aufgelesenen Jungbären wogen nur zwischen 9 und 15,9 kg. Normalerweise sollten sie vor Beginn der Winterruhe 27 bis 36 kg wiegen. „This is totally unusual. We’ve never had this happen before“, sagte Robin Campbell von der Tierpflegestation. „We don’t know what is happening. It has been so cold they should be hibernating and it really startles me there are so many out there.“ Längst nicht alle Schwarzbären begeben sich im vergleichsweise milden Klima von Vancouver Island zu einer längeren Winterruhe, doch vor allem die hohe Zahl umherstreunender magerer Jungbären diesen Winter ist besorgniserregend. Die meisten aufgelesenen Jungbären hatten wohl seit ihrer Geburt nur wenig Gewicht zulegen können und sie waren allein ohne ihre Mutter unterwegs, als sie gefunden wurden. Letztes Jahr war ein schlechtes Beerenjahr, im Sommer war es lange Zeit in vielen Gebieten außergewöhnlich heiß und trocken. Das Beerenangebot im Herbst war deshalb überaus gering, so dass die Bären sich wenige Fettreserven für die Winterruhe anfressen konnten. „They lose up to 50 per cent of their bodymass during hibernation, but these ones don’t have any fat reserves to lose“, erklärte Campbell. Im Jahr 2009 hatte es geradezu ein Rekordangebot an Beeren gegeben, die Bärenmütter konnten sich gute Fettreserven für die Winterruhe zulegen, was eventuell zu einer erhöhten Geburtenrate geführt haben könnte. Gleichzeitig fehlten jedoch für alle Schwarzbären, die Zugang zu Lachsflüssen hatten, weitgehend die Buckel- und Hundslachse.
 
Junger Schwarzbär                                     © Klaus Pommerenke
 
Steve Ackles, Umweltschutzbeauftragter von Nanaimo, sagte, dass 2010 für ihn ein extrem arbeitsreiches Jahr gewesen sei. Seit April sei er zu 1100 Einsätzen gerufen worden, von Bärsichtungen in Wohngegenden bis hin zu verhungernden Jungbären. Normal seien für ihn nur etwa 600 Einsätze pro Jahr. Ackles glaubt ebenfalls, dass das überaus schlechte Beerenangebot letzten Herbst die Ursache sein kann für die hohe Anzahl der jetzt gesichteten abgemagerten und völlig ausgemergelten Jungbären: „Nature is neither kind nor cruel and, if momma has two or three cubs and one doesn’t do well, she will kick out the cub.“ Dr. Chris Darimont von der Raincoast Conservation Foundation sagte, dass auch der Mangel an Buckel- und Hundslachsen letzten Herbst das geringe Gewicht mancher junger Schwarzbären mit erklären könne. „And [bear] familiy groups dealing with ecological poverty are the most likely family groups to get into trouble with humans, and especially humans that leave attractive food out“, erklärte er. Eine extrem abgemagerte Schwarzbärenmutter mit einer verletzten Tatze musste in der Woche zuvor in Ucluelet erschossen werden, nachdem sie vom Hunger getrieben in eine Wäscherei eingedrungen war. Ihr Junges, welches nur etwa 9 kg wog und durch Katzen- und Hundetürchen in Häuser gekrochen war, um an Futter zu kommen, musste eingeschläfert werden, da es bereits zu schwach war, um überleben zu können. Ein anderer junger Schwarzbär, der aus dem Strathcona Park zur Wildtierpflegestation gebracht worden war, musste ebenfalls eingeschläfert werden, da er bereits am Verhungern war. „He was in a terrible shape. He was dying by the time we got him. There was nothing we could do. We got him way too late“, sagte Robin Campbell. Ein junger Schwarzbär aus dem Comox Valley, der in eine Gartenhütte eingedrungen war und von Umweltschutzbeauftragten eingefangen und in die Station gebracht wurde, hat bessere Überlebenschancen. Er wog immerhin 15,9 kg. „It is much smaller than it should be, but it has a little bit better body condition“, meinte Julie Mackey von der Tierpflegestation.
 
Schwarzbärin mit Jungem                                  © Klaus Pommerenke
 
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