bears and more • Klaus Pommerenke
 
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19. Februar 2011
Pumas in British Columbia – eine Tierart mit vernachlässigtem Schutzstatus.
Bericht der Raincoast Conservation Foundation fordert einen verbesserten Schutz
 
Pumas, auch Berglöwen oder Cougar genannt (Puma concolor) sind wohl die heimlichsten aller Raubtiere in BC. Kaum ein Wanderer, Holzfäller oder Forstbeamter bekommt diese scheuen Einzelgänger jemals in seinem Leben zu sehen. Selbst Jäger sahen nach Jagddaten des Umweltministeriums von BC im Schnitt nur an jedem 430. Jagdtag des Jahres 2006 einen Puma, im Jahre 2004 nur an jedem 600. Jagdtag. Im Winter, wenn die Trophäenjäger im Schnee eine Pumaspur entdecken, werden mit Funkhalsbändern ausgestattete Hunde auf seine Spur angesetzt, um ihn zu verfolgen. Die Hundemeute versucht den Puma zu hetzen und ihn auf einen Baum zu jagen. Die Hunde umzingeln den Baum und bellen stundenlang, der Puma sitzt in der Falle. Mittels Radiotelemetrie werden die Hunde von den Jägern geortet. Die Jäger fahren mit ihren Jagdfahrzeugen so weit es geht in Richtung der Hunde, gehen zu Fuß oder mit Schneeschuhen weiter zu dem Baum, auf den sich der Puma geflüchtet hat und können ihn bequem herabschießen. Selbst bei dieser als Sport bezeichneten Jagd, bei der es nur um die Trophäe geht und nicht um Fleischerwerb, müssen die Jäger trotz Einsatz aller Technik noch zwischen 31 und 45 Jagdtage investieren (Daten des Umweltministeriums, Jahre 2006 und 2005), um einen Puma zu töten. Obwohl es in den letzten Jahren vermehrt Puma-Sichtungen in BC gab, scheint gleichzeitig die Pumapopulation seit vielen Jahren am Sinken zu sein. Niemand hat genauere Daten über die verbliebene Populationsgröße, doch die Jagd auf die Pumas geht unvermindert weiter, ohne irgendeinen Schutzplan der Provinzregierung. Zwar wurde schon 1980 ein „vorbereitender“ Plan ausgearbeitet und 2005 ein „mountain lion status report“ veröffentlicht, umgesetzt wurde jedoch nichts von all dem. Ein schon lange angekündigter Cougar Management Plan der Provinzregierung ist immer noch nicht fertig. Die Raincoast Conservation Foundation veröffentlichte deshalb im Januar 2011 einen umfassenden Bericht über die Situation der Pumas in BC und machte konkrete Schutzvorschläge. Der Bericht der drei Forscher Corinna J. Wainwright, Chris Darimont und Paul Paquet mit dem Titel „British Columbia’s Neglected Carnivore: A Conservation Assessment and Conservation Planning Guide for Cougars“ ist auch online erhältlich über die Website der Raincoast Conservation Foundation (www.raincoast.org).
 
Titelfoto: Puma (Puma concolor) [C]                         © Klaus Pommerenke
 
„At present, provincial laws, regulations, and practices for conserving and managing cougars, fail to address the very real and growing threats to survival cougars now face. In our assessment, we concluded that the government cannot make thoughtful decisions about the future of cougars in BC until three critical gaps are closed: the gap in the scientific understanding of cougar ecology, the gap in the BC government’s ability to conserve cougars without knowing how many there are, and the lack of an ethical framework to inform decisions. Only when these gaps are closed can the province begin to determine if cougars can be managed safely and prudently“, erklärte Paul Paquet, Mitautor des Berichts.
Während es in der Nachbarprovinz Alberta bereits seit 1992 einen Puma-Schutzplan gibt und die Pumajagd z. B. in Californien ganz verboten wurde, liegt das Budget von BC für ein „cougar management“ bei geschätzten 12.000 CAD pro Jahr. Diese Mittel werden hauptsächlich dazu verwendet, die Kosten für die vorgeschriebene Inspektion getöteter Pumas bezahlen zu können und nicht für Schutzmaßnahmen. Jedes Jahr werden durchschnittlich 257 Pumas in BC von Jägern getötet (zwischen 127 und 506 pro Jahr). Durchschnittlich 50 weitere Pumas (zwischen 3 und 147) werden pro Jahr getötet, weil es zu Konflikten zwischen Puma und Menschen kommt. Diese Abschüsse werden als „lethal control“ bzw. „lethal management activity“ bezeichnet (vgl. Fig. 3).
 
© Wainwright, C.J., Darimont, C.T., Paquet, P.C. 2010. British Columbia’s Neglected Carnivore:
A Conservation Assessment and Conservation Planning Guide for Cougars. Version 01.
Raincoast Conservation Foundation, Sidney, B.C., p. 19
 
Alleine auf Vancouver Island wurden 2008 50 Pumas von Jägern getötet, 1996 waren es mehr als 100 (vgl. Fig. 2). Im Jahre 1979 wurde die Pumapopulation auf Vancouver Island noch auf 1200 geschätzt (BC Fish and Wildlife, 1980), im Jahre 2001 nur noch auf 300 bis 400 Tiere (BC Ministry of Environment, unveröffentlichte Daten).
 
© Wainwright, C.J., Darimont, C.T., Paquet, P.C. 2010. British Columbia’s Neglected Carnivore:
A Conservation Assessment and Conservation Planning Guide for Cougars. Version 01.
Raincoast Conservation Foundation, Sidney, B.C., p. 19
 
Trotz dieser erschreckenden Zahlen geht die Trophäenjagd auf Pumas unvermindert weiter. Auf Vancouver Island dürfen Pumas zwischen dem 10. September und 15. Juni gejagt werden, eine Schonzeit gibt es nur vom 16. Juni bis 9. September. Junge Pumas werden in der Regel zwischen Februar und September geboren, prinzipiell ist dies jedoch zu jeder Jahreszeit möglich. Beim Töten eines Pumaweibchens besteht deshalb immer das Risiko, dass es gerade Junge hat, die dann qualvoll verhungern müssen. Selbst junge Pumas dürfen getötet werden sobald sie über ein Jahr alt sind oder sobald sie die für junge Pumas typischen dunklen Fellpunkte bereits verloren haben. Lediglich dann, wenn Pumamütter zusammen mit ihren Jungen gesehen werden, dürfen sie nicht getötet werden. Sind sie alleine unterwegs, um Beute zu jagen und haben sie deshalb ihre Jungen alleine in einem Versteck zurückgelassen, ist das Töten der Pumamütter während der Jagdzeit erlaubt. Diese unsinnige Erlaubnis, die Schwierigkeit, die Geschlechter sicher voneinander unterscheiden zu können und die viel zu kurze Schonzeit tragen mit zum Rückgang der Pumapopulation auf Vancouver Island bei. „Hunting regulations in BC do little to avoid overexploitation of cougar populations. BC cougars are hunted for trophies with incomplete knowledge of population size and little control over the number and distribution of cougars that are killed. Although illegal to kill a mother when she is in a company of her kittens, killing a mother while she has left her kittens in the safety of a nursery or rendezvous site is legal“, schreiben die Autoren des Berichts.
 
Puma (Puma concolor) [C]                                 © Klaus Pommerenke
 
Je nach Jagdgebiet kann ein Trophäenjäger ein bis zwei Pumas pro Jahr töten. Er benötigt hierzu nur eine gültige Jagdlizenz (Kosten: 32 CAD pro Jahr, für Ausländer 180 CAD) und eine sogenannte „species licence fee“ für Pumas (Kosten 30 CAD, für Ausländer 230 CAD). Hier stellt sich eine weitere Frage der Pumajagd: „That is, why should this magnificent animal be hunted at all? The recreational hunting of cougars does not feed families; they are killed for sport and trophy“, erklärte Chris Darimont von der Raincoast Conservation Foundation. „Cougar hunting would strike many people as ugly business. Dogs track and chase a cougar until it climbs a tree. The hunter and the guides follow – often using tracking devices – and then shoot the treed cougar. The goal is simply a trophy“, heißt es im Artikel „The magic of cougars“ im Times Colonist vom 22. Januar 2011. „Whereas many British Columbians support hunting for food, most do not support trophy hunting of large carnivores, including cougars. The main purpose of cougar hunting – as far as we can surmise – seem to relate to trophy, thrill and self-esteem. Significantly, cougar meat is eaten only in exceptionally rare circumstances. We believe that it is morally indefensible to extinguish a life of an individual cougar for any reason other than an immediate threat to human safety … we suspect that most British Columbians – cougar hunters included – would agree with our view that it is morally indefensible to cause the orphaning, starvation, and death of cougar kittens for the trophy and thrill provided by killing their mothers“, schreiben Wainwright, Darimont und Paquet in ihrer Studie.
Für ihren Artikel im Times Colonist vom 24. Januar 2011 (Hunting has put B.C. cougar population at risk) interviewte Judith Lavoie Paul Paquet. Sie schreibt: „Report author Paul Paquet, Raincoast senior scientist and a mammalian carnivore expert, said research and education should form the basis of conservation plans. Instead, the province manages populations to meet pressure from lobby groups such as the trophy hunting industry and public safety concerns, he said.“ „I don’t think any species should be hunted if we don’t know the numbers“, erklärte Paul Paquet. „At present, provincial laws, regulations and practices for conserving and managing cougars fail to address the … growing threats to survival that cougars now face.“
In dem Maße, in dem sich menschliche Siedlungen immer weiter ausbreiten und Puma-Lebensräume zerstört werden, kommt es auch vermehrt zu kritischen Begegnungen zwischen Pumas und Menschen. „BC – and Vancouver Island especially – is an international hotspot for cougar encounters resulting in human injury or death. In Canada and the United States, 20 of 53 such encounters that occurred from 1890 through 1990 were on Vancouver Island. An additional 10 occurred elsewhere in BC. Accordingly, 57 % of all North American interactions that resulted in injuries or death happened in the province … Between 1900 and 2009, 8 people were killed by cougars in BC“, heißt es in dem Bericht der Raincoast Conservation Foundation (vgl. Fig. 7).
 
© Wainwright, C.J., Darimont, C.T., Paquet, P.C. 2010. British Columbia’s Neglected Carnivore:
A Conservation Assessment and Conservation Planning Guide for Cougars. Version 01.
Raincoast Conservation Foundation, Sidney, B.C., p. 45
 
Pumas können für Menschen zwar eine Gefahr bedeuten, doch die Statistik zeigt auch, dass diese Gefahr oftmals übertrieben dargestellt wird: „To take the risk into context, a British Columbian is much more likely to be killed by a domestic dog, stinging insect, an ungulate, or another human than by a cougar“, heißt es in dem Bericht. Auch der Schaden, den Pumas durch das Töten von Schafen, Ziegen und anderen Haustieren anrichten, wird als sehr gering eingeschätzt. Alle großen Beutegreifer zusammen töten nach Regierungsschätzungen jährlich etwa 450 Haustiere in BC, wobei auf Pumas sicher der geringste Anteil entfallen dürfte. In der Vergangenheit gab es im Rahmen von Tötungsprogrammen Prämien für das Abschießen von Pumas. Zwischen 1910 und 1957 wurden so mehr als 20.000 Pumas in BC getötet. Auch heutzutage gibt es in BC von Regierungsseite aus Tötungsprogramme, um andere gefährdete Tierarten durch den Abschuss der Beutegreifer wie Wölfen und Pumas vermeintlich schützen zu können. Dies wird dann als „lethal control“ bezeichnet. Ins Visier der Provinzregierung sind Pumas und Wölfe vor allem durch die Schutzbemühungen für die längst vom Aussterben bedrohten Vancouver Island-Murmeltiere (Marmota vancouverensis) und der Bergkaribus geraten. Jahrzehntelang wurde der Schutz der Lebensräume dieser Tierarten verschlafen. Jetzt, in einer allerletzten Schutzanstrengung, sollen als Scheinlösung alle potentiellen Beutegreifer von Vancouver Island-Murmeltieren und Bergkaribus durch gezielte Tötungsprogramme in deren Restlebensraum ausgerottet werden. Es erscheint der Provinzregierung einfacher, Pumas und Wölfe zu töten als dem Massentourismus am Mount Washington Einhalt zu gebieten oder die Gebiete aufzukaufen, in denen die letzten Murmeltiere leben, um sie vor privaten Erschließungsinteressen zu schützen. „Lethal control of predators such as cougars would not address the ultimate, higher-order processes of human-caused habitat loss and climate change that have affected mammals“, schreiben die Autoren des Puma-Berichtes. Auch der brutalen Abholzung der Inlands-Regenwälder, welche die Bergkaribus so dringend für ihr Überleben im Winter benötigen, wurde von Seiten der Provinzregierung jahrzehntelang tatenlos zugesehen. Nichts sollte dem Profitinteresse der Forstkonzerne entgegenstehen. Selbst jetzt, wo es fast schon zu spät ist, die Bergkaribus überhaupt noch retten zu können, verlässt sich die Provinzregierung lieber auf Tötungsprogramme für Pumas und Wölfe anstatt die allerletzten Lebensräume dieser Karibus komplett vor Abholzung, Bergbau und Snowmobil-Aktivitäten zu schützen: „… the protection of critical habitat for caribou forms only a small part of the recovery plans … The provincial government recovery plan for caribou relies on lethal control and yet not all remaining mountain caribou habitat is protected, particularly habitat that caribou share with cougars … However, some biologists note that it might be too late to reduce the effects if industrial logging and other habitat destruction to conserve mountain caribou.“
Zu den „lethal control-Programmen“ der Provinzregierung stellen Wainwright, Darimont und Paquet fest: „In general, lethal control in the context of protecting endangered prey is often initiated in lieu of protecting their habitat. We recommend that the provincial government address prey habitat issues throughout BC well in advance, before relying on lethal control as a final attempt to rescue endangered prey from extirpation. Non-lethal alternatives are available, including the protection of habitat for cougars and their prey. Moreover, protecting predator and prey habitat in advance, rather than falling back on lethal control to manipulate artificially species abundances, reflects an understanding that ecosystem persistence is not dependent upon human interference.“
Noch steht der längst überfällige Cougar Management Plan der Provinzregierung aus. Es wird wohl noch weitere Monate dauern, bis er – ohne jede öffentliche Anhörung und ohne Möglichkeiten für die Öffentlichkeit, Anregungen und Vorschläge diesbezüglich machen zu können – veröffentlicht werden wird. David Currie, Sprecher des Ministeriums (Natural Ressource Operations Ministry) teilte lediglich mit: „The cougar management plan addresses hunting and harvest management and looks at habitat requirements for cougars. It does not address the ethics of trophy hunting.“ Es ist zu befürchten, dass die tropäenjagdbegeisterte Provinzregierung von BC einen Cougar Management Plan vorlegen wird, der wieder einmal die Interessen der Tophäenjagdveranstalter berücksichtigen wird und keine wirklichen Schutzbemühungen erkennen lässt. Vielleicht wird weiterhin das gelten, was die Autoren der Studie der Raincoast Conservation Foundation aktuell zum Puma-Schutz in BC feststellen: „… management of cougars is ‚behind the time’, both scientifically and ethically.“
Wainwright, Darimont und Paquet schlagen der Provinzregierung folgende Maßnahmen zum Pumaschutz vor:
„1. Solicit and draw on traditional knowledge and wisdom of aboriginal people and local people;
2. Develop and maintain regular communication within local communities;
3. Foster a change in public attitudes regarding the ecological importance of maintaining healthy predator-prey systems;
4. Implement non-lethal strategies, including education, to reduce cougar-human conflict and lethal control of cougars;
5. Protect the remaining network of undisturbed and connected habitat for cougars and their prey:
  • Protect key habitats
  • Provide safe travel opportunities
  • Facilitate dispersal and population exchanges, which can potentially counteract the isolating effects of fragmentation
  • Provide for latitudinal or elevation movements in response to climate change;
6. Support applied ecological research;
7. Eliminate cougar hunting.
We do not support the trophy hunting of cougars. Just because British Columbians are currently allowed to hunt cougars does not mean they should. However, if British Columbians continue to sanction cougar hunting, then the best available science leads us to make the following recommendations:
1. Set low, male-only quotas for management units;
2. Establish large, no-hunting sanctuaries;
3. Eliminate pursuit-only hunting.“
 
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