bears and more • Klaus Pommerenke
 
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17. November 2011
Mehr als 4.000 Personen ließen sich registrieren, um
bei öffentlichen Anhörungen ihre Bedenken gegen das
Enbridge Northern Gateway Pipeline-Projekt vorzutragen
 
An vielen Orten in BC werden öffentliche Anhörungen stattfinden, um Einzelpersonen sowie Vertretern von Organisationen Gelegenheit zu geben, ihre Bedenken gegen das Northern Gateway Pipeline-Projekt der Enbridge Inc. vorzutragen. Bis 6. Oktober konnten sich alle Interessenten – zumeist unmittelbar vom Pipelinebau betroffene Personen – hierfür beim Joint Review Panel registrieren lassen. Weit über 4.000 Personen haben hiervon Gebrauch gemacht. Sie haben nun die Möglichkeit, gegenüber dem National Energy Board, der Canadian Assessment Agency und dem Enbridge-Konzern ihre Argumente gegen das Pipeline-Projekt vorzutragen. Die erste dieser Anhörungen wird am 10. Januar in Kitimat stattfinden. Auch in kleineren Orten wie Hartley Bay, Klemtu, Kitkatla und Bella Bella wird es Anhörungen geben, an manchen Orten sogar zwei. Obwohl jeder Person nur 10 Minuten Redezeit eingeräumt wird, ist bereits jetzt klar, dass der Zeitplan für die Inbetriebnahme der Pipeline (sofern sie jemals gebaut werden sollte) nicht mehr eingehalten werden kann. Enbrigde-Sprecher Paul Stanway musste einräumen, dass man bereits 8 – 12 Monate hinter dem Zeitplan liege. Der Baubeginn der Pipeline könne sich bis nach 2017 verschieben.
In einer zweiten Phase des Joint Review Panels wird es um eine Expertenanhörung und juristische Fragen gehen. Die zweite Phase soll im Sommer 2012 beginnen. Ein abschließender Bericht mit Empfehlungen für oder gegen den Pipelinebau für das kanadische Kabinett soll erst Anfang 2013 fertiggestellt sein. Zwischenzeitlich haben sich mehr als 60 betroffene First Nations-Gruppen eindeutig gegen das Pipeline-Projekt ausgesprochen, trotz aller finanzieller Köder von Enbridge, trotz aller Versprechen von Wohlstand, Arbeitsplätzen und von Gewinnbeteiligungen am Pipelinebetrieb.
 
First Nations von der Yinka Dene Alliance protestieren in Calgary gegen das Northern Gateway
Pipeline-Projekt von Enbridge © Jeff McIntosh/The Canadian Press
 
Auch gegen ein weiteres Pipeline-Projekt in BC regt sich immer mehr Widerstand. „Battle brewing over pipeline plants in B.C.“, schrieb Rod Mickleburgh am 2. November in „The Globe and Mail“. Anfang November kündigte die betroffene Tsleil-Waututh First Nation ihren Widerstand gegen die geplante Kapazitätserhöhung der Trans Mountain-Pipeline von Kinder Morgan an. Die Kapazität der bestehenden Pipeline von den Teersanden Albertas zum Burrard Inlet bei Vancouver (Westridge marine facility bei Burnaby) soll von 300.000 Barrel auf 700.000 Barrel gesteigert werden. Dies ließe den Öltankerverkehr von und nach Vancouver von derzeit 3 – 4 pro Monat um mehr als das Doppelte anwachsen. „The risks associated with the Kinder Morgan project are too great to accept“, erklärte Justin George von der Tsleil-Waututh First Nation. „Our inlet has been scarred by the impacts of oil spills and we have seen first hand the inadequacies of emergency response and clean up efforts.“ Erst im Juli 2007 kam es zu einem Bruch der Trans Mountain-Pipeline, 250.000 Liter Öl traten aus und verseuchten die Umwelt. „In my young life, there has already been a great change in the inlet. Growing up, I used to clam there. Nobody can clam in the inlet now. It’s very discouraging to learn that Kinder Morgan wants to add more oil tankers to the problem“, stellte George bitter fest. Am 10. November 2011 wurde Trans Mountain L.P., eine Tochtergesellschaft von Kinder Morgan und zwei weitere Firmen wegen der angerichteten Ölpest zu einer Geldstrafe von 550.000 CAD verurteilt, wegen „introducing pollution to the environment“ (Section 6 of the Environmental Management Act). Für eine Verseuchung der Umwelt mit 250.000 Litern Öl erscheint diese Strafe äußerst milde.
Ob die Trans Mountain-Pipeline von Kinder Morgan ausgebaut werden wird, hängt u. a. auch davon ab, ob die USA langfristig noch mehr „dirty oil“ aus den Teersand-Abbaugebieten in Alberta abzunehmen bereit sind und eine andere Pipeline, die Keystone XL-Pipeline gebaut werden wird. Diese Pipeline würde von den Teersand-Abbaugebieten in Alberta in die USA führen, nach Montana, South Dakota und Nebraska. Politisch regte sich schon lange Widerstand und Präsident Obama zögerte eine Entscheidung hinaus. Er steht unter dem Druck seiner eigenen Demokratischen Partei und letztendlich auch seiner Wiederwahl. Für Kanada bedeutet dies, sich vom bisherigen Hauptabnehmer seines Öls aus den Teersanden Albertas abzuwenden und noch mehr Druck zu entwickeln, Pipelines zur Küste von BC zu bauen. Der asiatische Markt soll immer mehr zum Abnehmer für kanadisches Öl werden, falls die USA das Öl nicht mehr abnehmen wollen. Das US Department of State erklärte nun am 10. November, dass mehr Zeit benötigt werde zur Prüfung möglicher Umweltgefahren durch den Bau der Keystone XL-Pipeline und zur Prüfung, ob diese Pipeline überhaupt im nationalen Interesse der USA sei. Eine Entscheidung hierüber sei frühestens 2013 zu erwarten. Greenpeace Canada frohlockte bereits: „This has to become more than simply a delay. We will work to ensure this day is remembered as the beginning of the end for the tar sands.“ (Greenpeace Canada, Keith Stewart, 10. November 2011: Victory (for now) on the Keystone XL tarsands pipeline!). Doch der Greenpeace-Jubel scheint wie so oft verfrüht, denn jetzt sehen sich die Umweltschutzgruppen in Kanada mit einem massiv gewachsenen politischen Druck konfrontiert, wenigstens die Kapazitätserhöhung der Trans Mountain-Pipeline nach Vancouver und den Bau der Enbrigde-Pipeline nach Kitimat durchzupeitschen. Der Widerstand der First Nations und Umweltschutzgruppen gegen die Pipelinepläne wird unvermindert weitergehen und die Auseinandersetzungen drohen zu eskalieren. „Opponents of Northern Gateway pipeline brace for a fight“, lautete die Schlagzeile von Brenda Bouw hierzu am 13. November in der „Vancouver Sun“.
 
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