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23. Dezember 2012 |
Studie von Wayne McCrory: Ölpest durch einen Tankerunfall in den Gewässern um Gribbell Island würde die dort lebenden Spirit-Bären gefährden |
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Würde das Northern Gateway Pipeline-Projekt der Enbridge Inc. realisiert und die Ölpipeline von den Teersande-Abbaugebieten in Alberta nach Kitimat gebaut, so würden jedes Jahr bis zu 220 vollbeladene Öltanker durch den engen Douglas Channel navigieren müssen, um das Öl abtransportieren zu können. Die Öl-Supertanker wären gefüllt mit bis zu 2 Millionen Barrel des extrem umweltschädlichen Öls aus den Teersanden Albertas. Dies ist fast achtmal so viel Öl, wie bei der Exxon Valdez-Ölpest im Golf von Alaska ausgetreten ist. Westlich von Gribbell Island, im Wright Sound, müssten die Tanker auf kurzer Strecke eine scharfe Kursänderung von fast 90° vornehmen, um die Nordspitze von Gil Island zu umfahren um danach in einer weiteren scharfen Kursänderung Fin Island zu passieren. Durch Lewis Passage, Squally Channel und Campania Sound, einem von Buckelwalen, Finnwalen, Orcas und Delphinen bevorzugten Meeresgebiet, würden die Öltanker laut Plan das offene Meer erreichen. Die bis zu 350 m langen Tanker, die von Schleppern begleitet würden und mit Stahlseilen in Position gezogen werden sollen, würden bis zu 2 km benötigen, um zu stoppen. Scharfe Kursänderungen müssten mit entsprechender Geschwindigkeit vorgenommen werden, sonst wären die Supertanker nicht kontrollierbar. |
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Zwei junge Spirit-Bären beim Fressen von Muscheln an einem Küstenabschnitt, welcher bei einer Ölpest im Wright Sound mit Sicherheit von einer dicken Ölschicht überzogen wäre |
© Trish Boyum, Ocean Adventures Charter Co. Ltd., www.oceanadventures.bc.ca |
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Bei einer mit hoher Wahrscheinlichkeit früher oder später zu erwartenden Havarie eines der Tanker im Wright Sound wären die Küsten von Gil Island, Gribbell Island und Princess Royal Island am schlimmsten betroffen. Gerade Gribbell Island gilt als die „Mutterinsel“ der Spirit-Bären. Hier ist der Prozentsatz der weißfelligen Spirit-Bären an der Schwarzbärenpopulation am höchsten, höher noch als auf der benachbarten Insel Princess Royal. Dort soll etwa einer von zehn Schwarzbären mit weißem Fell geboren werden, auf Gribbell Island liegt der Anteil der weißfelligen Spirit-Bären bei über 25 %, vielleicht sogar 30 %. Auf dem Festland hingegen kommt es bei höchstens 0,5 % der Schwarzbären in einem geografisch eng begrenzten Gebiet zum Auftreten der weißen Fehlfarbe (vgl. Artikel „Zur Biologie der Spirit-Bären“ auf dieser Website). |
Wayne McCrory, Bärbiologe der Valhalla Wilderness Society hat sich seit Jahrzehnten für die Einrichtung von Schutzgebieten für die weißen Bären eingesetzt und seinem unermüdlichen Einsatz ist es hauptsächlich zu verdanken, dass die Provinzregierung von BC einige sogenannte Conservancies im Hauptlebensgebiet der Spirit-Bären ausgewiesen hat. Jetzt ist Wayne McCrory tief besorgt um die Spirit-Bären auf Gribbell Island, Kanadas Galapagos, wie er die nur 20.690 Hektar große Insel nennt. |
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Spirit-Bär mit Lachs. Bei einer Ölpest wären die Lachsbestände stark gefährdet, die Nahrungsgrundlage der Bären im Herbst würde wegbrechen |
© Klaus Pommerenke |
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Eine Ölpest, verursacht durch eine Tankerkatastrophe im Wright Sound, könnte verheerende Folgen für die auf Gribbell Island lebenden Bären bedeuten. In seinem Forschungsbericht, den er beim Joint Review Panel eingereicht hat (jenem Gremium, welches die Risiken und die Umweltverträglichkeit des Northern Gateway Pipeline-Projektes und des geplanten Öltankerverkehrs einzuschätzen hat), heißt es: „There is every reason to believe that Kermode bears [Spirit-Bären] on Gribbell Island will cumulatively suffer high mortality and a severe population decline from a major oil spill within perhaps 100 – 200 kilometers or more of the island.“ Durch das Verschlingen von ölverseuchtem Fisch, von Seevögeln oder Meeressäugetieren, die mit dem Öl in Berührung gekommen und daran verendet sind, könnten die Bären selbst toxische Mengen Öl aufnehmen. Ihr ölverschmiertes Fell würde sie nicht mehr wärmen, je nach Ausmaß der Verschmutzung könnte ein Abfallen der Körpertemperatur für sie gefährlich werden. Das durch die Nahrung aufgenommene Öl könnte Verdauungstrakt und Nieren schädigen sowie die Bildung roter Blutkörperchen beeinträchtigen bis hin zu tödlichen Folgen. Mehr gefährdet durch eine Ölpest als die Bären sind ohne Zweifel Seevögel, Meeressäugetiere, Fische und die Kleinlebewesen des Meeres und der Gezeitenzonen. Bären, Wölfe, Marder, Fischotter und selbst Schwarzwedelhirsche kommen jedoch mit dem Öl ebenfalls in Berührung, wenn sie an den Stränden entlang der Küste nach Nahrung suchen, ölverschmutzte Pflanzen oder Kadaver fressen. Nach der Exxon Valdez-Ölpest im Golf von Alaska wurden u. a. auch Grizzlybären mit stark ölverschmutztem Fell fotografiert. Bären scheinen auch vor ölverschmutzter Nahrung nicht Halt zu machen, sie sind nicht wählerisch und fressen bei Hunger alles. Tote Bären wurden damals zwar nicht gefunden, doch im Bärenkot und auch bei Gewebeproben fand man eindeutig Öl-Rückstände in unterschiedlichen Konzentrationen. Auf Gribbell Island sieht man oft Bären – sowohl mit schwarzem als auch mit weißem Fell – entlang der Küste auf Nahrungssuche, beim Fressen von Muscheln, Seepocken oder angetriebenen Kadavern. Auch der Spirit-Bären-Nachwuchs wird von den Bärenmüttern rasch mit der Nahrungsquelle am Strand vertraut gemacht. Man kann nur erahnen, welche Auswirkungen es auf Wölfe oder junge Spirit-Bären hat, wenn sie größere Mengen ölverschmutzter Muscheln oder Seepocken fressen. |
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Spirit-Bär beim Fressen von Lachs |
© Klaus Pommerenke |
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Wayne McCrory kommt in seinem Bericht, über den auch die Vancouver Sun schrieb (B.C.’s iconic white spirit bear at risk from Enbridge Northern Gateway tankers: research report, Larry Pynn, Vancouver Sun, 3. Dezember 2012) zu folgendem Schluss: „If the Enbridge Northern Gateway Pipeline is approved, a major tanker oil spill poses a major conservation threat by likely causing mortality to most if not all of this rare genetic subpopulation on Gribbell Island, found nowhere else in the world.“ Seit 2006 ist der weiße Spirit-Bär das offizielle Wappentier der Provinz BC. So soll es auch in Zukunft bleiben. Es liegt an uns, ob wir den weißen Bären eine Zukunft geben wollen oder deren Lebensraum durch den Bau von Ölpipelines durch den Great Bear Rainforest und durch den Verkehr mit Öltankern entlang der Küste massiven Gefahren aussetzen werden. |
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Wolfswelpe am Strand beim Fressen von Seepocken. Bei einer Ölpest würden auch Wölfe fast zwangsläufig mit dem ausgetretenen Öl in Berührung kommen |
© Klaus Pommerenke |
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