bears and more • Klaus Pommerenke
 
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28. Dezember 2012
Was wird aus dem Great Bear Rainforest-Abkommen?
Weitere Umsetzung der Schutzziele kommt kaum voran, Abholzungen gehen weiter
 
„Unsustainable logging continues in the Great Bear Rainforest“ heißt es in einer Mitteilung von ForestEthics, Greenpeace Canada und Sierra Club BC vom 8. November. „Too much logging continues to take place in the Great Bear Rainforest. What’s more, it’s not clear where the logging will take place next. It will likely include important rainforest that should be preserved to ensure enough habitat to save for the Spirit Bear, the Marbeled Murrelet and other animals whose only home is the Great Bear Rainforest … If the BC government and industry show leadership, the agreements for the preservation of the Great Bear Rainforest can be completed as early as spring of 2013. The wellbeing of First Nations communities that rely on a healthy forest must also be acted on. We need the agreements that safeguard the Great Bear Rainforest finished – and sooner than later. Who knows what might be logged next.“
 
Neuer Kahlschlag im Great Bear Rainforest. Bilder wie diese werden vor allem im Bereich der South Central Coast auch im nächsten Jahr wieder zu sehen sein © Klaus Pommerenke
 
Den „Take It Taller“-Aufruf des Rainforest Solution Project (ForestEthics, Greenpeace. Sierra Club BC), haben 12.760 Menschen unterzeichnet (Stand 24.12.2012), aber noch immer stecken die Verhandlungen zwischen der Forstindustrie, der Provinzregierung von BC, den First Nations und den drei beteiligten Umweltschutzgruppen fest. Nach wie vor gilt, was das Rainforest Solution Project vor vielen Monaten formuliert hat: „Today, logging is still allowed in 50 % of the Great Bear Rainforest … As long as only half of B.C.’s Great Bear Rainforest is protected, the whole forest is still at risk. Science is clear that at least 70 % of the natural old-growth forest needs to be off-limit to logging to save it from disappearing forever. That’s why we are calling on the provincial government to Take It Taller.“ Der Druck auf Premierministerin Clark wächst – auch aus Deutschland. Im März hatte Robin Wood der kanadischen Botschaft in Berlin 4.600 Unterschriften überreicht und die Regierung zum Schutz des Great Bear Rainforest aufgefordert. Doch die Verhandlungen, die Zielvereinbarungen des Great Bear Rainforest-Abkommens endlich umzusetzen, scheinen festzustecken und noch immer können die Öffentlichkeit schockierende Bilder von brutalen Kahlschlägen wie die von Timber West vom Juni 2011 erreichen (Gray landscape unit, South Central Coast; vgl. Meldung vom 24.7.2011 und vom März 2012 (Der 6. Jahrestag des Great Bear Rainforest-Abkommens von 2006. Eine kritische Bestandsaufnahme) auf dieser Website). Garth Lenz dokumentierte für die drei Umweltschutzgruppen diese Kahlschläge, für welche sie immer noch den völlig verharmlosenden und irreführenden Begriff des „lighter touch logging“ verwenden.
Die Forstkonzerne müssten häufig kontrolliert werden, die Inspektionen des tatsächlich stattfindenden Holzeinschlags im Great Bear Rainforest vor Ort im Wald, „on the ground“, sollten auch von den beteiligten Umweltschutzorganisationen selbst durchgeführt werden. Wer soll sonst die Einhaltung des vielgepriesenen Holzeinschlags nach dem Ecosystem Based Management (EBM) überwachen? Man sollte sich nicht auf sporadische Kontrollen ebenso unterversorgter wie forstwirtschaftsfreundlicher Regierungsstellen verlassen oder diesen blind vertrauen. Wie wichtig eigene Kontrollen sind zeigen die aktuellen Ereignisse und das als historisch gefeierte Canadian Boreal Forest Agreement (CBFA) von 2010. (Informationen zu den 21 beteiligten Forstkonzernen und 9 Umweltschutzorganisationen finden Sie unter http://canadianborealforestagreement.com). Mit ihrer „Von Konfrontation zu Kollaborations“-Strategie hatten sich Greenpeace und andere Umweltschutzorganisationen mit Forstkonzernen zusammengetan, um 28,5 Millionen Hektar borealen Waldes zu schützen. Greenpeace und die anderen wurden von Resolute Forest Products (früher AbitibiBowater), einem der beteiligten Forstkonzerne kläglich hintergangen und betrogen. Kilometerlange Forststraßen wurden in geschützten Gebieten gebaut, Wälder wurden kahlgeschlagen in Gebieten, die vertraglich vom Holzeinschlag ausgenommen sein sollten, wichtige Karibulebensräume wurden zerstört. Im August 2012 dokumentierte Greenpeace vor Ort die Verstöße, doch es war längst zu spät. Die Bilder der Zerstörung schickt Greenpeace jetzt um die Welt, als Dokument des vorläufigen Scheiterns einer gutgläubigen Zusammenarbeit mit skrupellosen Holzkonzernen wie Resolute Forest Products (Exposed: Resolute Forest Products breaks historic environmental agreement, 6.12.2012, Greenpeace Canada). Jetzt, nachdem offensichtlich geworden ist, dass man von dem Forstkonzern und seinem Chef Richard Garneau gnadenlos an der Nase herumgeführt worden ist, stieg Greenpeace aus dem Abkommen aus. „When the biggest logging company in the Boreal Forest goes back on its word to stay out of critical habitat, it signals the Agreement has broken down“, musste Stephanie Goodwin von Greenpeace Canada einräumen.
 
Urwald im Great Bear Rainforest © Klaus Pommerenke
 
Droht dem Great Bear Rainforest-Abkommen ein ähnliches Schicksal wie dem CBFA? Die Parallelen sind erschreckend: Beide Abkommen wurden als historisch gefeiert, als Meilensteine, als ebenso bahnbrechend und wegweisend für den Waldschutz weltweit. Das CBFA wurde sogar von Greenpeace als „the largest conservation agreement in history“ bezeichnet. Jetzt muss Greenpeace einräumen: „… the CBFA is simply no longer a credible environmental initiative“ (It’s over Resolute Forest Products, Blogpost by Bruce Cox, 11. Dezember 2012, Greenpeace Canada). Bei beiden Abkommen verzögert sich die Umsetzung der formulierten Schutzziele, ökologisch einzigartige Wälder gehen unterdessen unwiederbringlich verloren, die Abholzung von unberührten Waldgebieten geht weiter, wertvoller Lebensraum für bedrohte Arten wird vernichtet.
Für die Erhaltung von Teilflächen des Great Bear Rainforest gibt es nach wie vor Hoffnung, doch bedarf es einer strengen Kontrolle der Forstkonzerne, an der sich alle vor Ort tätigen Umweltschutzorganisationen sowie die Öffentlichkeit beteiligen müssen. Bilder, welche die brutalen, aber legalen Kahlschlagspraktiken von Timber West im Great Bear Rainforest zeigen oder den illegalen Holzeinschlag von Resolute Forest Products im borealen Wald von Quebec’s Montagne Blanche-Gebiet, sollten endgültig der Vergangenheit angehören. Der Druck auf alle am Great Bear Rainforest-Abkommen Beteiligten wächst und allen sollte bewusst sein, dass mit jedem weiteren Tag des Hinauszögerns der formulierten Schutzziele ein weiteres unberührtes Urwaldstück den Kettensägen zum Opfer fallen kann. Zweifel sind angebracht, dass bis zu Wahlen im März 2013 die Provinzregierung von BC ihren Teil dazu beitragen wird, die Schutzziele zu erreichen. Leider gilt immer noch die Feststellung des Rainforest Solution Project auf der Website der Take It Taller-Kampagne: „Today, logging is still allowed in 50 % of the Great Bear Rainforest.“
 
Unberührter Küstenregenwald im Great Bear Rainforest © Klaus Pommerenke
 
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