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7. Juni 2013 |
Great Bear Rainforest von neuen Kahlschlägen bedroht – skandalöses Vorhaben von TimberWest |
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Im Süden des Great Bear Rainforest drohen neue Kahlschläge in bislang relativ unberührt gebliebenen Waldgebieten. Bewohner von Sonora Island entdeckten, dass der Forstkonzern TimberWest Vorbereitungen trifft, um ein Waldgebiet der Insel abzuholzen, in dem wertvolle alte Bäume stehen. In diesem Waldgebiet (Tree Farm Licence 47, Thurlow Landscape Planning Unit, Cut-Block 11-370) finden sich unter anderem 700 Jahre alte Küstendouglasien (Douglas-Fir, Pseudotsuga menziensii) und Riesen-Lebensbäume (Western Redcedar, Thuja plicata). In diesem südlichen Teil des Great Bear Rainforest gibt es kaum noch Urwaldgebiete, vorherrschend sind Sekundärwälder, Baum-Monokulturen mit lauter gleichaltrigen und gleichartigen Bäumen. Umso wertvoller sind die letzten Waldreste mit alten Bäumen, so klein diese Reste auch sein mögen. Sie sind ökologisch bedeutsame Rückzugsgebiete, Inseln innerhalb der biologischen Wüsten der sie umgebenden Holzäcker. |
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Regenwald mit alten Küstendouglasien (Douglas-Fir, Pseudotsuga menziensii) |
© Klaus Pommerenke |
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Sonora Island ist eine der Discovery Islands im nördlichen Gebiet der Strait of Georgia, nördlich von Campbell River und Quadra Island. TimberWest (Firmenslogan: „We’re committed to the environment“) ist wohl der rücksichtsloseste Forstkonzern, der im Great Bear Rainforest tätig ist. Für ihn ist der Raubbau an den Wäldern die vorherrschende Firmenpraxis, nachhaltige Forstwirtschaft scheint ein Fremdwort zu sein. In der Meldung des Sierra Club BC vom 31.05. (TimberWest’s race to the bottom in the Great Bear Rainforest) heißt es: „TimberWest has long been known as the conservation laggard among the major logging companies in the Great Bear Rainforest. The TimberWest tenure is located in the least protected portion of the region and among the hardest hit by logging, with most of the rainforest already converted to second-growth forest … If logging goes ahead it will further fragment an area already heavily scarred by years of overharvesting. It will also destroy crucial habitat for the Northern Goshawk, a species at risk which nests on the island. Under the light-touch logging regulations that apply in the Great Bear Rainforest, most of the remaining old-growth forest in the southernmost part of the region should be off-limits to logging. TimberWest claims that the patches they plan to log are „second growth“ according to their own in-house definition, despite obvious presence of giant trees and the community’s carefully compiled records which identify significant old-growth stands. This shocking example of TimberWest interpretation of logging regulations shows that the conservation goals in the Great Bear Rainforest must be met quickly and rules written in a more prescriptive manner. Monitoring and enforcement on the ground are also key to protecting these areas at high ecological risk.“ |
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Wälder wie dieser mit alten Küstendouglasien sind selten geworden, sie wurden bereits fast alle von der Forstindustrie geplündert |
© Klaus Pommerenke |
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Mit welcher Arroganz TimberWest mit den Protesten der Bewohner von Sonora Island umgeht, zeigt ein Artikel von Fern Kornelsen, der schon am 22. März 2013 im „Discovery Islander“ erschienen ist (TimberWest has no plan. Except cutting until it’s all gone): „TimberWest has told us repeatedly over the past several years that they are not cutting old growth here because there is such a deficit. In a letter dated to us July 5, 2010 concerning the development plans for this summer’s cutblocks … we were told ‚All of the proposed development is within second growth timber …‘ Yet in one block alone we recorded 160 tall, straight, beautiful old growth trees, mostly Douglas fir, the rest red cedar, about 700 years old. We brought these to the attention of TW [TimberWest] with photos and were told there are not enough of them to count as an old growth forest! Our forests have been so fragmented with logging, of course there are no huge stands anymore. Timber West has absolutely no Old Growth Management Plan for this area. We are requesting a halt to any further cutting of old growth trees until an appropriate OGMP [Old Growth Management Plan] is in place – one that acknowledges the huge deficit and rarity of original Douglas fir and red cedar stands in this LPU [Landscape Planning Unit].“ |
TimberWest verwendet als Ausrede für seine aktuellen Kahlschlagspläne eine völlig bizarre und vorsätzlich täuschende Interpretation des Begriffs „old growth forest“. Valerie Langer von ForestEthics erklärt diese schändliche Tatsachenverdrehung: „Old growth forest becomes a second growth forest when younger trees growing up under the canopy of the ancient trees get bigger! Shame on the professional biologists and foresters who have signed off on these plans.“ Sie nennt die Tricks von TimberWest einen „abuse of the spirit of the Great Bear Rainforest legal rules“. |
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Regenwald mit uralten Riesen-Lebensbäumen (Western Redcedar, Thuja plicata). TimberWest hat keine Skrupel, solche Bäume mit abzuholzen, wenn sie von einem Sekundärwald mit jungen Bäumen umgeben sind |
© Klaus Pommerenke |
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Bereits im Juli 2011 erreichten Bilder von brutalen Kahlschlägen von TimberWest im Great Bear Rainforest die Öffentlichkeit (vgl. Meldung vom 24. Juli 2011 auf dieser Website). Gebrandmarkt von öffentlicher Kritik erklärte TimberWest schließlich, dass es die Umsetzung der Vereinbarungen des Great Bear Rainforest-Abkommens unterstützen werde. Dies stellt sich jetzt als bloßes Lippenbekenntnis heraus, als Täuschung der Öffentlichkeit. In der aktuellen Meldung des Sierra Club BC heißt es: „Two years ago Sierra Club Campaigner Jens Wieting took a flight … to take a closer look at TimberWest logging. He found a series of new clear-cuts indicating that the company was taking full advantage of interim logging regulation and staying away from any voluntary commitments to set aside enough endangered forests, as implemented by other major companies in the region during the transition to full implementation. As a result of damning media coverage a few months later TimberWest wrote a letter to Sierra Club BC and our allies that the company would now support implementation of the agreements. However not much has changed since. Quite the opposite, if these pictures are anything to go by. It is not too late for TimberWest to support full implementation of the Great Bear Rainforest Agreements in a credible manner. But the company needs to act immediately and revise their logging plans on paper and on the ground to save some of the very last stands of monumental ancient trees that exist in the southern portion of the Great Bear Rainforest. Ultimately the company needs to set aside more forest and give up some of their current volume to make good for a long history of unsustainable logging and support decision-makers, provincial government and First Nations, to quickly implement the outstanding conservation steps in the region, for ecological and economic certainty.“ |
Es ist immer noch fraglich, ob der Verhandlungskurs der drei Umweltschutzgruppen Sierra Club BC, Greenpeace Canada und ForestEthics (zusammengeschlossen im Rainforest Solutions Project) mit der Forstindustrie letztendlich erfolgreich sein wird und die formulierten Schutzziele für den Great Bear Rainforest jemals erreicht werden können. Weder die wiedergewählte Provinzregierung von BC noch die Forstindustrie – schon gar nicht skrupellose Forstfirmen wie TimberWest – haben ein wirkliches Interesse daran, diese Schutzziele erreichen zu wollen. Jedes Jahr gehen neue Urwaldflächen unwiederbringlich verloren. Während man verhandelt, schaffen die Forstkonzerne durch neue Kahlschläge, die jetzt unter dem Etikettenschwindel des „lighter touch logging“ laufen, Tatsachen, die nicht rückgängig gemacht werden können. Am 7. Februar 2006 wurde das Great Bear Rainforest-Abkommen unterzeichnet. Zum 31. März 2009 wurden – mit einer sechsmonatigen Übergangsfrist – die Holzeinschlagsregeln nach dem Ecosystem-Based Management (EBM) rechtsverbindlich eingeführt und der Fahrplan für weitere Schutzmaßnahmen vorgestellt. Dieser ist langsam das Papier nicht mehr wert, auf welches er geschrieben wurde, da man dem Zeitplan meilenweit hinterher hinkt. Noch immer fehlt die Ausweisung neuer schützenwerter Gebiete, die vom Holzeinschlag auszunehmen sind. Derweil holzen die Forstkonzerne diese Gebiete weiter ab. Was wird letztendlich übrig bleiben? Ein kollabierendes Rest-Ökosystem; isolierte, für sich alleine nicht überlebensfähige Grizzlybär-Populationen; fragmentierte Parzellen auf deutlich weniger als 50 % des einstigen Urwaldes innerhalb eines artenarmen Sekundärwaldes, der sich im Flächenfraß entlang der ganzen Küste ausgebreitet haben wird; das Eingeständnis eines in Teilen gescheiterten Great Bear Rainforest-Abkommens auf Grund der Profitgier der Forstkonzerne und der politischen Unwilligkeit der Provinzregierung? Droht eventuell sogar ein Auseinanderbrechen des Rainforest Solutions Project, weil eine der beteiligten Umweltschutzgruppen sich frustriert zurückzieht? Dem Canadian Boreal Forest Agreement (CBFA) von 2010 über 76 Millionen Hektar borealen Waldes droht bereits ein Scheitern: Aus Protest gegen die Abholzungen des Forstkonzerns Resolute Forest Products und wegen mangelnder Kooperation der Forstkonzerne hatte sich schon im Dezember 2012 Greenpeace enttäuscht zurückgezogen, im April 2013 folgte die Organisation Canopy. Die anderen beteiligten Umweltschutzgruppen stellten jede Zusammenarbeit mit dem rücksichtslosen Waldzerstörer Resolute Forest Products ein. |
Noch gibt es für das Great Bear Rainforest-Abkommen Hoffnung, aber Pläne für weitere Kahlschläge wie vom Forstkonzern TimberWest sind nicht tolerierbar. Hierfür sollte TimberWest in aller Schärfe verurteilt und international geächtet werden. Durch die Wachsamkeit der Bewohner von Sonora Island wurden die Pläne von TimberWest bekannt und der Etikettenschwindel, uralte Bäume als „jungen Sekundärwald“ kahlzuschlagen, flog auf. Eduard Souza, Wald-Campaigner von Greenpeace Canada, schrieb in der Blogpost vom 21. Mai (Sonora Island & the Great Bear Rainforest: Protecting What Remains): „… TimberWest is responding to community concerns: they’ve agreed to set aside some areas of concern, and have committed to producing landscape-level maps.“ Ob man diesen Aussagen Glauben schenken kann, bleibt abzuwarten. Schließlich hat TimberWest die Öffentlichkeit nicht zum ersten Mal getäuscht. Die Bewohner von Sonora Island werden mit Argusaugen über ihre letzten alten Bäume und Urwaldreste wachen müssen. |
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