bears and more • Klaus Pommerenke
 
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15. Juni 2013
Gas-Land BC: Fracking im Nordosten, neue Gaspipelines zu Flüssiggasfabriken
in Kitimat und Prince Rupert, Flüssiggastanker entlang der Küste
 
Im Nordosten von BC braut sich etwas zusammen, was den Goldrausch von 1897/98 im Klondike bei weitem in den Schatten stellen wird. Als im Jahre 1896 im Bonanza Creek Gold entdeckt wurde, kam es zur „Klondike Stampede“ und das kleine Dawson City mit weniger als 500 Einwohnern wurde zu einer „Boomtown“ mit 20.000 bis 30.000 Einwohnern. Die Entdeckung riesiger Gasvorkommen im Nordosten von BC bei Fort Nelson (Horn River Basin) und bei Fort St. John/Dawson Creek (Montney Basin) hat längst bei der Provinzregierung von BC eine neue Goldrauschstimmung verursacht, in der Umweltschutzbedenken der Gier nach möglichst hohen Steuereinnahmen aus dem Gasgeschäft geopfert werden, Die Aussicht auf Milliardengewinne, angeblich jahrzehntelang sprudelnde Steuerquellen und die Versprechen der multinationalen Öl- und Gaskonzerne, Arbeitsplätze zu schaffen, lässt die Provinzregierung in einer „Oil Stampede“ vorschnell und teilweise ohne ausreichende Rücksprache mit den First Nations Konzessionen zur Gasförderung vergeben. Alleine unter dem Horn River Basin verbergen sich nach Regierungsschätzungen 78 Billionen cubic feet Gas (Tcf: trillion cubic feet). Die gesamten Gasreserven in BC betragen nach konservativen Schätzungen weit über 100 Billionen cubic feet (zum Vergleich: zwischen 1954 und 2010 wurden in BC insgesamt 22,5 Billionen cubic feet gefördert). Schon jetzt fördert BC jährlich 3 Billionen cubic feet Gas, was der Provinz Milliarden an Steuereinnahmen einbringt. Die Vergabe neuer Öl- und Gasbohrrechte (petroleum and natural gas rights sale), vor allem für die Gasfelder im Nordosten, hat längst Ausmaße angenommen, die einem neuen „Ölrausch“ gleichkommen. Alleine im März 2013 vergab die Provinzregierung Bohrrechte für 19 Parzellen (Öl- und Gas-Claims) mit Spitzenpreisen von bis zu 6.388 CAD pro Hektar, was insgesamt 41 Millionen CAD einbrachte. Im Mai erbrachte die Vergabe der Öl- und Gasbohrrechte für 26 Parzellen (17.851 Hektar) 20,9 Millionen CAD. Durch die Vergabe dieser Rechte nahm die Provinz BC dieses Jahr bereits 118 Millionen CAD ein. „Fueling B.C.’s Economy for the Next Decade and Beyond“ heißt der Untertitel der Natural Gas Strategy von BC. „LNG. British Columbia’s Liquefied Natural Gas Strategy. One Year Update“ von 2012 verspricht der Provinz eine neue goldene Zukunft. Doch für diese goldene Zukunft hätte BC einen hohen Preis zu zahlen: Flächendeckendes Fracking, zusätzlich zum ohnehin schon bestehenden extrem dichten Netzwerk von Öl- und Gasförderanlagen. Eine Vorstellung, wie übersät das Land bereits jetzt von diesen Anlagen ist, gibt die nachfolgende Karte der David Suzuki Foundation alleine für die Peace Region von BC (Gebiet um Fort St. John, Dawson Creek, Tumbler Ridge und Hudson’s Hope, in welchem das Montney Basin liegt).
 
© David Suzuki Foundation, Lee, P and M. Hanneman. 2012. Atlas of land cover, industrial land uses and industrial-caused land change in the Peace Region of British Columbia. Global Forest Watch Canada report #4
 
Die nachfolgende Karte zeigt die Ausdehnung der Gaslagerstätten und die Ölvorkommen im Montney Basin und somit auch die Größe des Gebietes, welches bei Realisierung aller Pläne zur Gasförderung in der Peace Region weitgehend zerstört werden würde.
 
© David Suzuki Foundation, Lee, P and M. Hanneman. 2012. Atlas of land cover, industrial land uses and industrial-caused land change in the Peace Region of British Columbia. Global Forest Watch Canada report #4
 
Was auf die Umwelt in BC zukommen wird, schildert der Bericht von Ben Parfitt vom Canadian Centre for Policy Alternatives vom November 2011 mit dem Titel „Fracking Up Our Water, Hydro Power and Climate. BC’s Reckless Pursuit of Shale Gas“. Der Bericht enthält u. a. auch Bilder von Garth Lenz (www.garthlenz.photoshelter.com), welche die Landzerstörung durch das Fracking und die Erdgasgewinnung dokumentieren. Die Realität ist zwischenzeitlich noch wesentlich schlimmer geworden als es der Bericht von 2011 beschreibt.
 
 
Beim Fracking (Hydraulic Fracturing) wird Wasser mit 30 – 150 verschiedenen Chemikalien mit hohem Druck unter die Erde gepresst, um Risse im Reservoirgestein zu erzeugen und so das Gas zugänglich zu machen. Um das gelöste Gas zu fördern, müssen um die ursprüngliche Bohrung herum weitere Bohrungen erfolgen, ca. 6 – 8 pro Quadratmeile oder 2 – 3 Bohrungen pro km². Der Flächenverbrauch ist enorm. Die Frackfluide enthalten neben Wasser (ca. 70 – 80 %) und Quarzsand auch 2 – 3,7 % nach deutscher Gefahrstoffverordnung teilweise hoch toxische, karzinogene oder anderweitig gesundheitsschädliche Chemikalien. Der verwendete Chemie-Cocktail wird meist von den Frackingfirmen geheim gehalten, bei Exxon Mobil finden sich Angaben über die Zusammensetzung. Zu Umweltschäden kommt es durch Verunreinigung des Grundwassers, da eine verlässliche Bohrlochabdichtung gegenüber grundwasserführenden Schichten nicht möglich ist. Zurückgepumptes Bohrwasser verschmutzt auch das Oberflächenwasser – Flüsse, Bäche und Seen. Methan kann in so hohen Konzentrationen ins Trinkwasser gelangen, dass sich angeblich – wie im Film Gasland – Wasser aus dem Wasserhahn mit einem Feuerzeug entzünden lässt. In einer Studie der US Environmental Protection Agency (EPA) von 2011 über Grundwasserverseuchung in Fracking-Gebieten von EnCana in Wyoming heißt es: „When considered together with other lines of evidence, the data indicates likely impact to ground water that can be explained by hydraulic fracturing.“ Andrew Nikiforuk schrieb damals im Tyee über die EPA-Studie: „High levels of benzene/xylenes and gasoline and diesel compounds were detected in ground water from shallow monitoring wells near industry pits for disposing of drilling and fracking fluids. In the deep ground water monitoring wells the EPA discovered a brew of toxic chemicals commonly used in hydraulic fracking. The contaminants included benzene, toluene, ethyl-benzene, and xylenes (BTEX), diesel oil, which is used to make a liquid gel, heavy aromatic petroleum naphtha, a solvent, and tri-ethylene glycol, another solvent.“ Die Entsorgung des Abraums und kontaminierten Abwassers beim Fracking birgt große Risiken, Wasserverbrauch und Lärmbelästigung sind enorm. Eine Zunahme von Erdbebenereignissen gilt für die Fracking-Gebiete in Oklahoma zwischenzeitlich als gesichert. Fracking ist hoch riskant und klimapolitisch kontraproduktiv. Durch das Erschließen auch noch der allerletzten unkonventionellen Lagerstätten (Schiefergas/ shale gas, Gas aus schwer durchlässigen Gesteinen/ tight gas, Kohleflözgas/cole bed methane) wird das ungebremste Verbrennen fossiler Rohstoffe auf Jahrzehnte verlängert und der Umstieg auf eine klimafreundliche Energieversorgung hinausgezögert. Durch Fracking wird der fossile Irrweg fortgesetzt auch wenn beim Verbrennen von Erdgas weniger CO2 freigesetzt wird als bei Kohle.
Die Gasprojekte in BC lassen das erklärte Ziel der Provinzregierung, den Ausstoß von Treibhausgasen deutlich zu reduzieren, absurd erscheinen. Matt Horne vom Pembina Institute errechnete, dass die Gasgewinnung, vor allem die Flüssigerdgas-Projekte (Liquefied Natural Gas, LNG) die Treibhausgasemissionen von BC um 62 Millionen Tonnen jährlich anwachsen ließen. „LNG plants will scuddle emission cuts“ lautete die Schlagzeile des Artikels von Larry Pynn in der Vancouver Sun vom 9. Mai 2013. Pynn schrieb: „B.C.’s greenhouse gas emission targets will go up in smoke if the province gives the goal-ahead to development of major liquefied natural gas plants on the north coast … B.C.’s climate action plan has a target of reducing greenhouse gas emissions by 33 per cent below 2007 levels by 2020 and 80 per cent by 2050. That equates to reducing emissions to 40 million tons by 2020 and 12 million tons by 2050 …“. Horne erklärte: „I can’t see any way the province would be able to meet its targets and proceed with any significant LNG development.“ „It means we are deciding we will no longer deal with climate change“, sagte Jane Sterk von der Green Party hierzu.
Das Zauberwort für die Provinzregierung von BC heißt momentan Flüssigerdgas (LNG). LNG-Pläne vom Fracking über den Bau neuer Gaspipelines zu Flüssiggasfabriken in Prince Rupert und Kitimat bis zur Verschiffung des Flüssigerdgases mit riesigen Tankern sind für BC das, was die Teersande-Industrien für Alberta sind.
Als Flüssigerdgas bezeichnet man das durch Abkühlung auf –164 bis –161 °C verflüssigte Erdgas. Flüssigerdgas hat nur noch etwa ein 600stel des Volumens von Erdgas und kann so leichter transportiert werden, z. B. in Tankwagen auf dem Schienenweg oder auf speziellen Tankschiffen, den riesigen LNG-Tankern. Die Verflüssigung von Erdgas in Industrieanlagen (sogenannten LNG-Terminals) ist aufwendig und verschlingt bereits 10 – 25 % des Energiegehaltes von Erdgas. Sie lohnt sich nur zur Überbrückung langer Distanzen (über 2.000 km), für kürzere Distanzen sind Erdgaspipelines ökonomischer. Die BC Group, die eine LNG-Fabrik auf Ridley Island bei Prince Rupert plant, rechnet mit einem gewaltigen Energiebedarf: „BC Group says it would require 800 megawatts of energy to run refrigeration compressors and to run the facility – power it will get from burning natural gas. By comparison, the proposed Site C dam would have a capacity of 1.100 megawatts“, schrieb Larry Pynn am 9. Mai 2013 in der Vancouver Sun hierüber (es ist nicht verwunderlich, dass die Regierung Mega-Staudammprojekte wie den Site C-Damm bauen will, die Fracking- und LNG-Vorhaben sind wahre Energiefresser. Beim Bau des Site C-Dammes würde die Flutung des Tales des Peace River in Kauf genommen).
 
LNG Tanker Galea, inzwischen einer der kleineren Flüssigerdgas-Tanker © Wolfgang Meinhart, Hamburg
 
Weltweit werden bereits über 25 % des weitergeleiteten Erdgases als Flüssiggas transportiert. Hauptabnehmer sind die asiatischen Wirtschaftsländer. LNG-Tanker mit bis zu 266.000 m³ Tankvolumen und 300 m Länge sollen das Flüssigerdgas von der Küste von BC nach Asien transportieren. Alleine in Kitimat, wo schon die Northern Gateway Ölpipeline von Enbridge enden, ein gigantisches Öltanklager und ein Ölhafen entstehen sollen, sind drei LNG-Fabriken zur Verflüssigung des über neu zu bauende Pipelines antransportierten Erdgases geplant. Das Douglas Channel Energy Project – unter Beteiligung der Haisla First Nation – will jährlich 1,8 Millionen Tonnen LNG verschiffen. Hierzu müssten etwa 30 LNG-Tanker pro Jahr Kitimat anlaufen. Bereits 2015 könnte hiermit begonnen werden. Die Kitimat LNG plant ab 2015 von Bish Cove bei Kitimat zunächst 5 Millionen Tonnen LNG abzutransportieren, später bis zu 10 Millionen Tonnen jährlich. Hierzu wären etwa 70 LNG-Tanker pro Jahr nötig. Die Canada LNG (Royal Dutch Shell, Mitsubishi, China National Petroleum Corp., Korea Gas Corp.) plant ab 2020 von der Methanex-Fabrik in Kitimat aus jährlich 12 Millionen Tonnen LNG zu verschiffen. Dies würde etwa 200 LNG-Tanker pro Jahr bedeuten. Hinzu kämen noch die 200 – 220 Öl-Supertanker, die ebenfalls jedes Jahr Kitimat anlaufen würden, wenn das Northern Gateway Pipeline-Projekt realisiert würde. Kitimat würde sich zu einer noch viel größeren Boomtown entwickeln wie Fort McMurray in Alberta, dem Zentrum der Teersande-Industrie, mit allen negativen Folgen, die auch dort zu beobachten sind. Von den Gasfeldern im Nordosten von BC (Horn River Basin bei Fort Nelson, Montney Basin um Fort St. John) würden Gaspipelines von den existierenden Pipelinesystemen abzweigen und von Summit Lake nach Kitimat führen (Coastal Gas Link Pipeline, Pacific Trails Pipeline). Auch in Prince Rupert sollen mehrere LNG-Fabriken entstehen. Petronas und Progress Energy Resources wollen von Lelu Island bei Prince Rupert bzw. Port Edward ab 2018 jährlich 7,5 Millionen Tonnen LNG verschiffen, mit bis zu 120 Tankerfahrten. Spectra Energy und BC Group planen eine LNG-Fabrik auf Ridley Island mit einer Kapazität von 21 Millionen Tonnen LNG pro Jahr und auch Imperial Oil hat Vorhaben, die noch im Planungsstadium stecken.
Alleine durch den Douglas Channel müssten jährlich hunderte riesige LNG-Tanker nach Kitimat navigieren – zusätzlich zu den Öl-Supertankern, die das Northern Gateway-Projekt nach sich ziehen würde. Dies würde geradezu einen Tanker-Stau im Douglas Channel bedeuten. In einer so engen und gefährlichen Wasserstraße wäre eine derartige Tankerdichte extrem gefährlich, ja gar nicht zu bewältigen. Bei starken Stürmen wäre ein Befahren des Douglas Channel mit Tankern ohnehin kaum möglich, es müssten geradezu Tanker-Parkplätze und Wartezonen eingerichtet werden, wo die Tanker ankern könnten. Soll dies etwa im Squally Channel oder Whale Channel erfolgen, vor Gil Island oder Gribbel Island oder dicht neben der Route der Kreuzfahrtschiffe oder der BC-Fähren? Niemand scheint sich hierüber bei der allgemeinen Goldgräberstimmung Gedanken zu machen. Buckelwale, Orcas, Finnwale und Delphine wären einem so gewaltigen Unterwasserlärm ausgesetzt, dass eine Nahrungsaufnahme oder Kommunikation untereinander nicht mehr möglich wäre. Sie würden aus dem Gebiet des Tankerverkehrs vermutlich weiträumig verschwinden. Besonders Finnwale sind darüber hinaus besonders anfällig für Schiffskollisionen. Beispielsweise zierte 2009 ein toter Finnwal den Bug eines Kreuzfahrtschiffes, welches entlang der Küste von BC von Alaska nach Vancouver unterwegs war. Die meisten Kollisionen von Walen mit Schiffen bleiben der Öffentlichkeit jedoch verborgen, tatsächlich dürften solche Kollisionen weit häufiger sein als bekannt wird.
 
Toter Finnwal am Bug eines Kreuzfahrtschiffes © AP/Associated Press, 28. Juli 2009
 
Würden die LNG-Projekte in Prince Rupert realisiert, so wird sich auch der Schiffsverkehr nach Prince Rupert und Port Edward vervielfachen. Der stark expandierende Containerschiffhafen in Prince Rupert würde hierbei nur einen kleinen Teil des Schiffverkehrs ausmachen. Ob die Buckelwale und Orcas im Chatham Sound noch eine Überlebenschance hätten bleibt offen. Ian McAllister von Pacific Wild ist tief besorgt über die Flüssigerdgas-Projekte der Provinzregierung von BC. In seinem Artikel „LNG: Dwarfing Enbridge’s Tanker Threat“ schreibt er: „Going ahead with mass LNG export facilities on B.C.’s north coast would not only mean throwing Canada’s legislated greenhouse gas reduction out of the window, but would also mean that the waters of the Great Bear Rainforest would be plied by over 2.800 tanker trips per year – nearly one supertanker every three hours! This amount of shipping traffic would dwarf the current Enbridge proposal when it comes to acoustic disturbance to whales, ship strikes and a host of other environmental impacts. Touted as a safer fuel to transport than oil in the event of a spill, there are still unacceptable risks.“
 
Taucher untersucht toten Finnwal am Bug eines Kreuzfahrtschiffes © AP/Associated Press, 28. Juli 2009
 
Die aktuelle Situation in Deutschland – ein Fracking-Gesetz ist gescheitert
In Deutschland ist ein insgesamt noch sehr industriefreundliches Fracking-Gesetz, welches das Fracking lediglich in Wasserschutzgebieten und im Einzugsbereich von Trinkwasserseen verbieten sollte, am 4. Juni 2013 vorläufig gescheitert. Der Gesetzesentwurf von Umweltminister Altmaier und Wirtschaftsminister Rösler wird in dieser Legislaturperiode nicht mehr in den Bundestag eingebracht, da er ohnehin von der Rot-Grünen Mehrheit im Bundestag abgelehnt worden wäre. Die FDP hat sich grundsätzlich für ein Fracking in Deutschland ausgesprochen, allen voran Wirtschaftsminister Rösler, der sich bereits als Totengräber der deutschen Solarindustrie hervorgetan hat und die baden-württembergische FDP-Vorsitzende Homburger. Vor allem Bayern und Nordrhein-Westfalen wollten strengere Vorgaben für ein Fracking-Gesetz, die FDP sperrte sich dagegen zugunsten der Öl- und Gasindustrie und vermeintlich billiger Energiepreise. Immerhin wurde ein Konsens erzielt, dass in einer Art „Lex Bodensee“ im gesamten Einzugsgebiet dieses Trinkwasserspeichers, der 5 Millionen Menschen versorgt, ein absolutes Fracking-Verbot ausgesprochen werden soll. SPD und Grüne fordern ein grundsätzliches Fracking-Verbot bundesweit, bis umweltfreundliche Methoden entwickelt werden.
Die internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee, die Bodensee-Wasserversorgung, der Deutsche Brauer-Bund sowie Gemeinden und Stadträte im Umkreis des Bodensees hatten sich einhellig gegen jedes Fracking ausgesprochen – aus berechtigter Sorge vor einer Kontamination des Grund- und Trinkwassers.
Derzeit ist dank eines antiquierten Bergbau-Rechts eine Umweltverträglichkeitsprüfung nicht vorgesehen, auch eine Pflicht zur Offenlegung aller zum Einsatz kommenden Chemikalien besteht nicht. Was mit dem rückgeführten kontaminierten Lagerstättenwasser zu geschehen hat, ist ebenfalls nicht bzw. unzureichend geregelt. Der Deutsche Städte- und Gemeindebund (DStGB) fordert gemeinsam mit dem Bundesrat, dass alle beim Fracking verwendeten Chemikalien offengelegt und ihre Auswirkungen auf die Wasserqualität bewertet werden müssen. Erst dann könnten technische Beherrschbarkeit und Fracking-Risiken fundiert beurteilt werden. Eine obligatorische Umweltverträglichkeitsprüfung wird ebenfalls gefordert, um den bislang bestehenden Missstand zu beenden, dass Landesbergämter unter Ausschluss der Öffentlichkeit im Auftrag des Wirtschaftsministeriums Bohrrechte für Erkundungsbohrungen direkt an die Bohrfirmen vergeben.
Dringend geändert werden müssen in Deutschland die Verordnung über die Umweltverträglichkeitsprüfung Bergbaulicher Vorschriften sowie das Wasserhaushaltsgesetz. Offen ist allerdings, inwieweit die EU mit Energiekommissar Oettinger (CDU) weitreichende gesetzliche Zugeständnisse an die Gaskonzerne machen wird, welche die Bestrebungen Deutschlands für einen verbesserten Grundwasserschutz beim Fracking wieder aushebeln könnten.
 
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