bears and more • Klaus Pommerenke
 
Start
Über mich
Fotogalerie
Buch
Texte & News
Karten
Links
Datenschutzerklärung
Impressum
 
16. September 2013
Bekämpfung einer Ölpest aus Ölpipelines oder bei
einem Tankerunfall würde BC völlig überfordern
 
Wie erst jetzt aus bisher unter Verschluss gehaltenen Dokumenten bekannt wurde, haben Mitarbeiter des Umweltministeriums von BC intern Befürchtungen geäußert, dass die Provinz mit der Bekämpfung einer Ölpest völlig überfordert wäre. Im Material zur Vorbereitung einer Ministeriumsbesprechung heißt es: „The Ministry of Environment, as the ministry responsible for preparedness, prevention, response and recovery for spills, is not adequately staffed and resourced to meet the existing and emerging expectations to address spills … Even a moderate-sized spill would overwhelm the province’s ability to respond and could result in a significant liability for government … The industry requirements, established by Transport Canada, are perceived as being insufficient in both scope and scale. For example, in both Washington State and Alaska industry requirements are far in excess of what is required in B.C. … Weather conditions and remoteness of the pipeline’s route in B.C. could cause cleanup delays, leading to broader water, land and wildlife contamination.“ (Stanley Tromp, B.C. worries oil spill would ‚overwhelm‘ resources, The Globe and Mail, 26. August 2013).
Entgegen aller Warnungen vor fehlendem Personal, fehlender Ausrüstung vor Ort und fehlender Fachkompetenz wurden sogar das Notfall-Einsatzzentrum zur Ölpestbekämpfung in Vancouver und anderen Städten geschlossen und aus Kostengründen zentralistisch im fernen Osten zusammengefasst (vgl. Meldung vom 13. Juni 2012 auf dieser Website). „As a result, Environment Canada will have little or no surge capacity in the event of a major spill to bring in responders from across the country … Trying to provide the current level of service from Montreal is not realistic. Current Environment Canada staff have found it challenging to respond to spills outside of their base in Vancouver, and a move to Montreal will certainly increase these challenges many-fold“, schrieb Graham Knox vom Environment Emergency Program hierzu in einer internen Stellungnahme.
Die Provinzregierung hat klare Vorbedingungen formuliert für eine Unterstützung des Northern Gateway Pipeline-Projektes von Enbridge. In der Stellungnahme für das Joint Review Panel lauten zwei der fünf Mindestanforderungen die Einrichtung eines „world-leading marine oil spill response, prevention and recovery systems for B.C.’s coastline and ocean to manage and mitigate the risks and costs of heavy oil pipelines“ und die Errichtung eines „world-leading on-land spill preparedness and response systems“. Die jetzt bekannt gewordene interne Kritik zeigt, wie weit man von diesen Mindestanforderungen derzeit entfernt ist und wie eine rasche Ölpestbekämpfung vor Ort sogar noch durch eine Verlagerung der Entscheidungsebene in den fernen Osten Kanadas – angeblich aus Sparzwängen -erschwert wird.
 
Springender Buckelwal auf der geplanten Tankerroute nach Kitimat © Klaus Pommerenke
 
Gleichzeitig verwundern Meldungen, dass die kanadische Regierung 120 Millionen CAD dafür ausgibt, die Realisierung des Northern Gateway Pipeline-Projektes zu ermöglichen. „Federal Green Party leader Elizabeth May says Ottawa is using Canadian taxpayer’s money to subsidize oil pipeline environmental studies that should have been fully explored by Enbridge …“, heißt es in einem Artikel in „The Province“ vom 5. September 2013 (Dirk Meissner: Tory minister says there’s nothing to hide with Gateway Pipeline plan). May wirft der kanadischen Regierung vor, mit Steuergeldern „die Räder für Enbridge zu schmieren“. Meissner schreibt in dem Artikel: „She [May] said the Harper government is spending at least $ 78 million marine-spill studies specifically connected to bitumen, the molasse-like crude that will be shipped in the pipeline between Alberta and B.C.. May also said the documents reveal Ottawa is spending $ 42 million to study ways to improve weather forecasting in the northern B.C. coastal regions that will be used by oil tankers if the project is approved by the federal Joint Review Panel.“
Die kanadische Regierung versucht mit allen Mitteln, den Bau der Northern Gateway Pipeline nach Kitimat und die Erweiterung der Kinder Morgan Trans Mountain Pipeline nach Burnaby bei Vancouver gegen den Widerstand der First Nations und vieler Einwohner in BC durchzusetzen. Im Auftrag von Premierminister Harper wird nun eine ganze Truppe von Ministern (Aboriginal Affairs, Natural Resources, Environment, Transport) nach Vancouver reisen, um sich am 23. September mit Vertretern der First Nations zu treffen. Ziel ist es, den hartnäckigen Widerstand der First Nations gegen die Pipelineprojekte aufzuweichen. In den CBC News vom 12. September wird dies als „major push to mollify opponents of building oil pipelines to the West Coast“ bezeichnet. Im Vancouver Observer vom 12. September lautete die Schlagzeile hierzu: „Harper cabinet ministers coming to BC in ‚desperate‘ push to convert pipeline opponents.“ Die Ablehnungsfront der First Nations gegen das Northern Gateway Projekt droht tatsächlich zu bröckeln. 11 First Nations in BC haben nach Angaben der Haida Nation sogenannte „equity packages“ mit Enbridge unterzeichnet. Insgesamt gab es 27 solcher Angebote. In Alberta nahmen 15 First Nations-Gruppen das Angebot von Enbridge an. Nach unbestätigten Angaben würden so die First Nations-Gruppen, die den Bau der Ölpipeline durch ihr Territorium erlauben würden, jährlich ca. 70.000 CAD von Enbridge erhalten. Dies ist eine erschreckend geringe Summe für das extrem hohe Risiko, dass sich in ihrem Gebiet eine Ölpest unkalkulierbarer Größe ereignen könnte (Northern Gateway equity offer would give First Nations about $ 70.000 a year, Dene Moore, Vancouver Sun, 23.06.2013). Die „Save The Fraser Declaration“ vom Dezember 2010 gegen das Enbridge Northern Gateway-Projekt haben inzwischen 160 First Nations-Gruppen unterzeichnet. Hierin hießt es: „We have come together to defend these lands and waters from a grave threat: The Enbridge Northern Gateway Pipelines project … Therefore, in upholding our ancestral laws, Titles, Rights and responsibilities, we declare: We will not allow the proposed Enbridge Northern Gateway Pipelines, or similar Tar Sands projects, to cross our lands, territories, or the ocean migrating routes of Fraser River salmon.“
Angesichts der Unfähigkeit sowohl der kanadischen Regierung als auch der Provinzregierung von BC, eine drohende Ölpest aus Pipelines oder Tankern bekämpfen zu können, ist zu hoffen, dass die First Nations bei ihrem Treffen mit der ganzen Ministerriege am 23. September ihren Widerstand gegen das Enbridge Northern Gateway Pipeline-Projekt nicht aufgeben werden.
 
Seelöwenkolonie (Steller Sea-Lion/Northern Sea-Lion) unweit der geplanten Tankerroute. Sie würde bei einer Ölpest wohl ausgelöscht werden © Klaus Pommerenke
 
Die Kosten der von Enbridge verursachten Ölpest in Michigan, bei der sich 2010 ca. 3,3 Millionen Liter des Teersande-Öls in den Kalamazoo River ergossen haben, stehen inzwischen fest: 1,039 Milliarden US$. Hinzu kommt noch die Strafe an Enbridge, die von der Pipeline and Hazardous Material Safety Administration der USA ausgesprochen wurde in Höhe von 3,699 Millionen US$. Nach Schätzung der Environmental Protection Agency (EPA) der USA sind immer noch ca. 684.000 Liter Öl im Fluss-Sediment. Die EPA ordnete deshalb an, dass Enbridge mit den bereits eingestellten Säuberungsarbeiten fortfahren müsse. Mit einer falschen Behauptung des Enbridge-Konzerns räumte die EPA ebenfalls auf: Nämlich dass Bitumen, das schmutzige Öl aus den Teersanden Albertas, bei einer Ölpest auf dem Wasser schwimme und deshalb leicht zu bergen sei. Jeff Kimble von der EPA stellte fest: „If you know up front that you’re dealing with an oil that has the potential to sink, attack it right away and get it off the surface while you can.“ Das Fazit aus der Ölpest am Kalamazoo River zog Max Paris in den CBC News vom 6. September: „The biggest lesson, simply put, is that bitumen sinks.“
 
zurück   zurück