bears and more • Klaus Pommerenke
 
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22. Februar 2014
Pläne, das klimaschädliche Öl aus den Teersanden Albertas
zukünftig auch in die EU exportieren zu können
 
Im Jahre 2012 förderte Alberta täglich ca. 1,9 Millionen Barrel Öl (302,3 Millionen Liter) aus den Teersanden. Bis 2020 soll die Tagesproduktion auf 3,8 Millionen Barrel (604,6 Millionen Liter) gesteigert werden, wie das Edmonton Journal berichtete. In den letzten 10 Jahren konnte Kanada zwar die CO2-Intensität seiner gesamten Ölproduktion um ca. 26 % reduzieren, doch stiegen die CO2-Emissionen insgesamt weiter an, da die Ölproduktion stark ausgeweitet wurde. Das kanadische Klimaschutzziel, die Emissionen gegenüber dem Stand von 2005 bis zum Jahr 2020 um 17 % zu reduzieren, ist in weite Ferne gerückt. Die USA als Hauptabnehmer des kanadischen Öls gewinnen immer mehr Öl aus Ölschiefer im eigenen Land und sind erstmals Ende letzten Jahres vom Ölimporteur zum Ölexporteur geworden. Kanada muss sich also nach neuen Abnehmern für sein schmutziges Öl aus den Teersanden umsehen. Kanada gibt jährlich Millionen Dollar für die Lobbyarbeit bei europäischen Politikern aus, um dieses klimaschädliche Öl auch in die europäische Union exportieren zu können. In der Studie „The Tar Sands Threat to Europe: How Canadian Industry Plans Could Undermine Europe’s Climate Goals“ vom Januar 2014 beschreibt das Natural Resources Defense Council (NRDC) die aktuelle Situation: „Canadian tar sands crude currently only makes up 0,03 % of European fuel stocks from an estimated 4.000 bdp [barrels per day] of diesel imported from the U.S. Gulf Coast. However, changes in global energy dynamics left unchecked could lead to a significant rise in the use of tar sands derived fuel, increasing to upwards of 725.000 barrels per day by 2020 and 640.000 bdp by 2030 according to estimates by NRDC.“
Trans Canada plant bereits die Energy East-Pipeline an die Ostküste Kanadas, um Öl aus den Teersande-Abbaugebieten Albertas leichter nach Europa verschiffen zu können. Die geplante Keystone XL-Pipeline von den Teersande-Abbaugebieten in Alberta in die USA und der Weitertransport des Öls an die US-Golfküste bietet ebenfalls die Möglichkeit, dieses Öl nach Europa zu bringen. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete am 4. Februar (Reuters UK, Exclusive-U.S. opens taps, a bit, on re-exporting oil to Europe, Selam Gebrekidan), dass das US Department of Commerce letztes Jahr erstmals zwei Lizenzen erteilt hat, um in die USA importiertes Öl wieder exportieren zu können und zwar nach England (Wert 1,8 Milliarden US$). Zwei weitere Lizenzen erlauben das gleiche für Italien (Wert 3,12 Milliarden US$). Im Januar wurde auch ein Antrag gestellt, Öl im Wert von 2,6 Milliarden US$ nach Deutschland exportieren zu dürfen. Das US Bureau of Industry and Security muss nun hierüber entscheiden. Stimmt es zu – was zu erwarten ist – würde mit hoher Wahrscheinlichkeit Öl aus den Teersanden Albertas über die USA nach Deutschland gelangen.
 
Der potenzielle Weg des Öls aus den
Teersanden Albertas nach Europa
© Natural Resources Defense Council, The Tar Sands Threat to Europe: How Canadian Industry Plans Could Undermine Europe’s Climate Goals, Januar 2014
 
Diese aktuelle Entwicklung zeigt, wie wichtig es ist, dass die EU sich endlich auf eine neue und schärfere Treibstoffqualitätsrichtlinie (Fuel Quality Directive) einigt. Eine Entscheidung hierüber wurde leider im Februar 2012 vertagt. Im Rahmen dieser Richtlinie sollte Treibstoffen aus dem besonders klimaschädlichen Abbau der Teersande in Alberta ein höherer Emissionswert zugewiesen werden. Dies hätte bedeutet, dass der Import dieses schmutzigen Öls aus den Teersanden in die EU kaum mehr möglich gewesen wäre. Dagegen lief Kanada Sturm. „You can have all the oil and gas in the world, but it’s not much good if you can’t get it to market … the FQD (European fuel quality directive) could stigmatise the oil from Canada and impact on our access to some markets. It would clearly not be helpful. While the growth in demand is not as high [as in Asia], Europe is the biggest single market in the world right now“, sagte Joe Oliver, der kanadische Minister of Natural Resources. (Europe ‚stigmatizing‘ Canada by labelling tar sands oil highly polluting. Damian Carrington, The Guardian, November 19, 2013).
Ohne eine strengere Treibstoffqualitätsrichtlinie der EU könnte das passieren, was das NRDC in seinem aktuellen Bericht prognostiziert: „According to recent IEA [International Energy Agency] forecasts of European crude oil demand, carbon intensive Canadian tar sands could make up between 5.3 % and 6.7 % of European fuel stock, in the form of tar sands crude and refined diesel derived from tar sands by 2020 and remain at that level through 2030.“
Gegenwärtig gibt es nach Auskunft des Mineralölwirtschaftsverbandes keine Statistik darüber, aus welchen Quellen die Rohstoff- und Produktimporte Deutschlands stammen. Deshalb muss auf die Daten des NRDC zurückgegriffen werden. 2012 hat Deutschland Öl im Wert von fast 60 Milliarden Euro importiert. Bei Mineralöl ist Deutschland fast vollständig auf Einfuhren angewiesen, die Importquote beträgt 97 %. Russland lieferte Deutschland 2012 36,3 % des Öls, Großbritannien 13,8 % und Norwegen 9,7 %. Weitere Lieferanten waren Libyen, Nigeria und Kasachstan.
 
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