bears and more • Klaus Pommerenke
 
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7. Oktober 2009
Immer mehr First Nations lehnen die Pläne für die Ölpipeline nach Kitimat
und den Öltankerverkehr ab und wollen gegen das Projekt klagen
 
Die Gitga’at First Nation von Hartley Bay hat dem Enbridge Northern Gateway Pipeline-Projekt und den geplanten Öltankerverkehr durch ihr Territorium eine klare und deutliche Absage erteilt. Ohnehin leiden die Gitga’at unter der im März 2006 unweit von Hartley Bay gesunkenen Fähre Queen of the North, die immer noch Diesel, Benzin und Öl verliert und die seit Generationen genutzten Muschelvorkommen verschmutzt sowie Krabben und Seegras kontaminiert, jetzt sollen sie auch noch den geplanten Verkehr mit Supertankern durch die Gewässer ihres angestammten Territoriums erdulden: „Wir sind hier fast genau auf ‘Ground Zero’ des Pipelineprojektes. Wenn die Schiffe herunterkommen [vom Hafen Kitimat] und am schwierigsten Teil ihrer Fahrt angelangt sind, dann sind sie gerade vor Hartley Bay“, erklärte Karen Romans, Sprecherin der Gitga’at. Die Gitga’at leben noch weitgehend ihren traditionellen Lebensstil und nutzen in hohem Maße die natürlichen Ressourcen des Meeres und der Wälder. Die Fischerei spielt eine herausragende Rolle hierbei. Bei einer Ölpest würden sie ihre traditionelle Nahrungsgrundlage und auch den größten Teil ihrer Kultur verlieren. „For the Gitga’at it could really spell cultural devastation as well because they still very much live in the traditional way“, erklärte Romans zu den Gefahren einer Ölpest. Auch die Walvorkommen in den Gewässern rundum sieht sie gefährdet: „Right now, there are more whales going through this area than our researchers have ever seen before. Nobody knows why the whales are going there. The whales are endangered both from oil spills and from collisions with the ships. The noise from ships disrupts their feeding and reproductive opportunities as well.“ Erst im Sommer 2009 spießte ein Kreuzfahrtschiff einen Finnwal auf und schleppte ihn tot an der Bugnase hängend bis nach Vancouver mit. Die bis zu 25 m langen Finnwale sind durch den Schiffsverkehr besonders gefährdet. In den letzten Jahren wurden diese Wale immer häufiger entlang der geplanten Tankerroute in den Gewässern der Gitga’at gesichtet. Hermann Meuter von der North Coast Cetacean Society (www.whaleresearch.ca) berichtet: „We are very concerned that collisions between whales and ships occur more often than any of us are aware. The prospect of massive oil tankers navigating this coast in the future is very worrisome. It’s not a matter of ‘if whales will be struck’, but rather ‘how many will be killed’ and ‘can their vulnerable population withstand the pressure’“. Sowohl Finn- und Buckelwale als auch Orcas gelten nach dem kanadischen Artenschutzgesetz als bedroht.
Schon im August 2009 hörten der Präsident der Enbridge Corp., Pat Daniel und Northern Gateway Pipelines-Präsident John Carruthers ein unmissverständliches „Nein“ und „Niemals“ von der Gitga’at First Nation. „Sie sind in unserem Territorium als Individuen willkommen, aber ihr Projekt ist es nicht“, teilte Häuptling Ernie Hill jr. (Heredity Chief) ihnen mit. Besonders hellhörig wurden die Gitga’at durch eine Aussage von Carruthers, dass Enbridge nur in das Pipeline-Geschäft involviert ist und nicht in die Schiffsangelegenheiten mit den Tankern, d. h. wenn es zu einer Ölpest kommen sollte, wird Enbridge nicht für das angerichtete Umweltdesaster verantwortlich zu machen sein und sich auch nicht um irgendwelche Rettungsmaßnahem kümmern zur Eindämmung oder Beseitigung des Ölteppichs geschweige denn sich an Putz- und Reinigungsmaßnahmen beteiligen müssen. Cam Hill, ebenfalls Sprecher der Gitga’at, stellte treffend fest: „Für die Gitga’at gibt es nur Risiko und keinerlei Gewinn, für Enbridge gibt es nur Gewinn und keinerlei Risiko.“ Helen Clifton, angesehene Matriarchin der Gitga’at, sprach ebenfalls denkwürdige Worte: „Unternehmen handeln nicht ehrenhaft. Sie stellen ihre Verantwortung, für diesen Planeten Sorge zu tragen, weit hinter ihre Profitgier zurück. Wir müssen wachsam sein“ (Corporations do not act honourably. They put their responsibilities to care for the planet far behind their greed for profit. We must be vigilant). Clifton betonte, dass sie auch für ihre Enkelkinder spricht, wenn sie dieses Projekt strikt ablehnt: „Das Gleichgewicht der Natur wird beeinträchtigt. Wir haben Pläne für unsere Kinder. Alle unsere Pläne haben damit zu tun, ökologisch klug zu handeln und im Einklang mit der Umwelt zu leben. Es wird keine Zukunft geben.“
Derzeit steckt Enbridge noch in öffentlichen Anhörungsprozessen beim National Energy Board und der Canadian Environmental Assessment Agency. 2010 rechnet Enbridge mit einer Genehmigung des Pipelinebaus. Mitte 2012 sollen die Baumaßnahmen beginnen, Ende 2015 oder Anfang 2016 soll die Pipeline in Betrieb gehen. Obwohl das Oberste Gericht Kanadas (Supreme Court of Canada) in einem Urteil entschieden hat, dass die First Nations vor Genehmigung von Projekten und Entscheidungen, die ihre angestammten Territorien betreffen, angehört und ihre Rechte respektiert werden müssen, hat eine staatliche Anhörung der Gitga’at vor diesen Gremien bislang nicht stattgefunden. Enbridge, unterstützt von anderen multinationalen Ölgiganten, hat derweil eine 100 Millionen CAD teure Werbekampagne für das Pipelineprojekt begonnen, um die ökonomischen Vorteile und den Nutzen für alle Bewohner im Norden von BC lobzupreisen. Viele im Norden zweifeln an diesen versprochenen Vorteilen, veranstalten Bürgerversammlungen und sammeln Unterschriften gegen das Projekt. Bereits im Juni 2009 forderten Bürger von Gemeinden entlang der Pipelineroute ein Verbot der Pipeline. „Are we going to support a project that offers short-term employment and business opportunities at the expense of long-term sustainable economic growth for the benefit of global oil interests? What do First Nations and communities stand to benefit from a three-year boom of jobs? Will this really be jobs for locals or experienced pipeline builders …?“ fragte sich David de Wit in den Smithers Interior News vom 7. Oktober 2009. „Transporting condensate to release oil from tar sands, and piping that oil to tankers only supports the continued destruction of northern Canada’s environment, the health of its people threatens the environmental integrity of lands along the pipeline, and endangeres the marine environment of B.C.’s west coast. Are we going to help curb this oil hunger … or are we going to be the ones that are to blame for putting our waters and wild fish at risk?“ Längst hat das unabhängige Pembina Institut darauf hingewiesen, dass das Pipelineprojekt einige der produktivsten Lachsflüsse Kanadas stark gefährden würde: „Pipeline construction, ruptures and leaks all pose serious risks to salmon, making the Enbridge oilsands pipelines a toxic proposal for salmon and the communities that depend on it … A significant leak or rupture near salmon habitat in the Skeena, Kitimat or upper Fraser watershed could be catastrophic“, heißt es in diesem Bericht. „Given the likelihood of a pipeline failure and the difficulty of cleaning up spills in fast-moving river systems, even the best construction and operating practices could not eliminate the risk.“ Nach einem vom Pembina Institut zitierten Bericht gibt es pro 1000 km Ölpipeline in Kanada durchschnittlich alle 16 Jahre einen Pipelinebruch.
 
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