bears and more • Klaus Pommerenke
 
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29. Dezember 2009
Neue Havarie im Prince William Sound/Alaska. Wie schon die Exxon Valdez rammt wieder ein Schiff auf der Öltankerroute nach Valdez das Bligh Reef
 
Am 23.12., gegen 18:15 Uhr lief der Schlepper Pathfinder im Prince William Sound vor Valdez auf das Bligh Reef auf und hinterließ eine knapp fünf Kilometer lange und etwa 30 m breite Treibstoffspur östlich von Glacier Island. Drei der neuen Treibstofftanks des 41 m langen Schleppers wurden beschädigt. Ein Tank enthielt etwa 37.850 l Diesel, der andere 88.950 l. Der dritte Tank war glücklicherweise leer. Wie viel von den 126.800 l Diesel auslief, ist derzeit noch unklar. Weitere Tanks, die nicht aufgerissen wurden, enthielten noch 246.000 l Diesel. Die Pathfinder ist ein Schiff von Crowley Maritime Services und gehört zu einer Einsatzgruppe, die nach der Exxon Valdez-Ölkatastrophe vom 24. März 1989 eingerichtet wurde, um zukünftig Tankerunglücke zwischen dem Ölhafen Valdez und Hinchinbrook Entrance, einer Passage zwischen zwei Inseln an der Einfahrt in den Prince William Sound, vermeiden zu helfen. Der Schlepper hatte gerade die Suche nach für Tanker gefährlichen Eisschollen, die vom Columbia Glacier wegdriften, beendet und war auf der Rückfahrt nach Valdez, als er auf das Bligh Reef auflief – das gleiche Riff, welches schon 1989 dem Öltanker Exxon Valdez zum Verhängnis wurde.
Senator Mark Begich aus Alaska fragte sich fassungslos, wie ausgerechnet ein Schlepper der Einsatzgruppe zur Verhinderung von Tankerunglücken (Ship Escort Response Vessel System) auf das wohl am besten markierte und bekannteste Riff der nördlichen Hemisphäre auflaufen konnte. „At a time, when Alaskans are advocating for new oil and gas development, especially in the waters off our coast, we must demand a higher level of operational competence.“ Sean Parnell, Gouverneuer von Alaska, zeigte sich empört, vor allem deshalb, weil sich erst vor kurzem drei große Ölaustritte aus Pipelines der Ölfelder der North Slope ereignet hatten und BP Exploration und Alyeska Pipeline Service Co. ohnehin massiv in der Kritik stehen. „The spills harm both Alaska’s environment and Alaska’s reputation for responsible resource development“, erklärte Parnell. „I let the companies know this was not acceptable.“
Die Pathfinder kam aus eigener Kraft wieder vom Riff los und ankerte südlich von Busby Island. Taucher untersuchten den Rumpf und fanden schwere Schäden: am Kiel fehlte ein ca. 1,5 m großes Teil, drei Tanks waren aufgerissen. Beim Versuch, am 25.12. Diesel aus den beschädigten Tanks abzupumpen, kam es nochmals zum Austritt einer großen Dieselmenge ins Meer, ein 1,6 km langer und 15 m breiter Dieselfilm war sichtbar. Von einem anderen Schiff, der Valdez Star, konnten schließlich 185.000 l Diesel-Wasser-Gemisch aufgenommen werden. Da die Pathfinder sich aus eigener Kraft nicht mehr fortbewegen konnte, wurde sie langsam und vorsichtig in einer 10-Stunden-Aktion 20 Meilen durch den Prince William Sound in den Ölhafen von Valdez zurückgeschleppt, wo sie am 27.12. ankam.
„It’s an interesting irony – you’d think of all the rocks someone would hit, the most famous rock in Prince William Sound would be the last one“, sagte Stan Jones, director of external affairs des Prince William Sound Regional Citizens’ Advisory Council. „Why was the Coast Guard Vessel Traffic Center in Valdez not able to see the tug getting close to the reef and say ‘Hey guys, what’s up?’“ Sowohl ein perfektes GPS-System als auch Kameras zeigen die genaue Position, den Kurs und die Geschwindigkeit der Schiffe im Sound an und trotzdem ereignete sich diese Havarie, was ernsthafte Fragen aufwirft. Auch die Coast Guard steht in der Kritik, weil es mehr als 9 Stunden dauerte, bis die Öffentlichkeit über den Vorfall informiert wurde.
Der ausgelaufene Dieseltreibstoff sei zwar toxisch, aber verflüchtige sich relativ schnell und verteile sich leicht im aufgewühlten Wasser, wesentlich rascher und besser als Rohöl, erklärte Jim Butler, Sprecher von Crowley Maritime Services. Auch Gary Folley vom Alaska Department of Environmental Conservation versuchte Entwarnung zu geben: „Diesel fuel is a ‘none-persistent’ fuel, a very light fuel compared with the heavy black crude aboard the Exxon Valdez“ und er fügte hinzu: „There is no evidence that wildlife were impacted and we don’t believe there was any shoreline impact.“ Für Steve Lewis, Präsident des Prince William Sound Regional Citizens’ Advisory Council sind solche Schlüsse allerdings äußerst voreilig. Er verweist darauf, dass vor allem Kleinorganismen, die am Beginn der Nahrungskette stehen, durch Diesel geschädigt werden können: „The overall impact of any long-term chronic effects of a diesel spill of significant size … is actually a matter of some debate scientifically.“
Wieder einmal zeigt die Realität, dass ein sicherer Schiffsverkehr, sei es mit Tankern, Frachtern oder Schleppern entlang der Pazifikküste von BC und Alaska nicht möglich ist, trotz aller nur denkbarer technischer Sicherheitsvorkehrungen und trotz aller gebetsmühlenartig wiederholter Versicherungen der Öl- und Gasindustrie, genau dieses bewerkstelligen zu können. Die verheerende Exxon Valdez-Ölpest vom März 1989, das Sinken der Queen of the North, nachdem sie im März 2006 Gil Island gerammt hatte, das Stranden eines losgerissenen Lastschiffes auf Denny Island im Dezember 2008, die Havarie des Frachters Petersfield im September 2009 im Douglas Channel, das Auflaufen des Frachters Hebei Lion auf das Conconi Reef im Navy Channel bei Pender Island, das jetzige Auflaufen der Pathfinder auf das bestens abgesicherte Bligh Reef – in regelmäßigen Abständen warnen Schiffsunfälle in diesen Gewässern all diejenigen, die sich immer noch für den geplanten Öltankerverkehr entlang der Küste von BC und das Northern Gateway Pipelines Project von Enbridge, d. h. für den Bau der Pipelines zwischen Alberta und Kitimat, aussprechen.
 
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